"Eine Katastrophe für den Schießsport"

Nach Winnenden entstanden Diskussionen über die zentrale Lagerung von Schusswaffen und Munition. Mit solchen Sammelstellen kann der Schießsport nichts anfangen. Schützenbund und Schützenvereine lehnen den Vorschlag ab.

Trier. (cju) Abends, 20.30 Uhr. Bei der Polizei in Hermeskeil (Kreis Trier-Saarburg) herrscht reges Treiben. Zehn Sportschützen des Hochwald SV Reinsfeld möchten Waffen und Munition für ihre wöchentliche Schießübung abholen. Unter Vorlage des Personalausweises und der Lizenz kann sich der jeweilige Schütze seine Waffe und die passende Munition aushändigen lassen. So oder so ähnlich könnte eine Regelung aussehen, um die Waffenlagerung im eigenen Haushalt zu unterbinden.

Jeder Polizist gibt nach Dienstende seine Waffe ab. Hobby- und Sportschützen müssen sie im hauseigenen Tresor lagern. Fahrlässigkeit kann hierbei - wie Winnenden gezeigt hat - verheerende Folgen haben. Eine zentrale Sammelstelle - wie im Fall der Polizei - ist nach Angaben des Deutschen Schützenbundes für Sportschützen schlicht und ergreifend "nicht praktikabel". Besonders in ländlichen Gegenden kann ein solcher Vorschlag laut Birger Tiemann, Pressesprecher des Deutschen Schützenbundes, aufgrund zu großer Anfahrtswege nicht umgesetzt werden.

Es sei weiterhin nicht notwendig, eine neue Regelung zu treffen. "Zur Lagerung von Schusswaffen gibt es knallharte gesetzliche Auflagen", erklärt Tiemann. Waffen und Munition gehören in separate Tresore. Nicht einmal die Ehefrau dürfe die Kombination zum Waffenschrank kennen.

Das Problem liegt in diesem Moment jedoch bei den Kontrollen. Nur in Verdachtsmomenten wird nach Angaben Tiemanns überprüft, ob Schusswaffen und Munition vorschriftsgemäß verwahrt werden. Darin liegt auch nach Meinung von Markus Leuschen, Vorsitzender des Schieß- und Sport-Club (SuSC) Müllenborn (Vulkaneifelkreis), die Schwierigkeit. "Es wurde ein Gesetz verabschiedet und niemand prüft es. Da steht der Staat in der Pflicht." Die Behörden könnten stichprobenartig die Karteien abgehen und die Mitglieder der Vereine unangekündigt auf die Lagerung ihrer Waffen kontrollieren, so sein Vorschlag. Das plant auch die SPD-Fraktion. Bundestagsabgeordneter Karl Diller erklärte auf Anfrage des TV, dass Gespräche geführt werden, wie die Einhaltung des Waffengesetzes besser kontrolliert werden kann. "Dabei geht es uns in erster Linie um den Vollzug der bestehenden Gesetze und nicht um eine Verschärfung oder die Schaffung neuer Gesetze", betont Diller.

Im Fall des SuSC Müllenborn geht der Verein selbst diesen Schritt. In einem Schreiben sollen alle Mitglieder erneut auf die Gesetzesverschärfung vom 26. März 2008 hingewiesen werden. "Wir planen stichprobenartige Kontrollen", sagt Leuschen.

Dem Gedanken einer zentralen Sammelstelle kann Leuschen jedoch nichts abgewinnen. "Es wäre eine Katastrophe für den Schießsport", betont er. Schon bei der Realisierung eines normalen Trainings würde man hierbei scheitern. Schließlich ist das Einzugsgebiet des Vereins sehr groß. Auch in Reinsfeld (Kreis Trier-Saarburg) ist eine solche Idee nicht realisierbar. "Wir müssten einen Bunker bauen, um das umzusetzen", sagt Marie-Luise Schuld, erste Vorsitzende des Hochwald SV Reinsfeld. Eine Einlagerung, zum Beispiel bei der Polizei, sei mit rund 110 Aktiven nicht durchführbar. Zwar spreche aus ihrer Sicht nichts gegen eine zentrale Lagerung, aber schon aus finanziellen Gründen würde der Verein dabei scheitern. Doch ein Problem ist für die Sportschützin weitaus gravierender: "Was nützt eine zentrale Sammelstelle für Sportschützen, wenn nicht angemeldete Waffen unterm Volk bleiben?"

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