Eine Odyssee mit Happy End

Heute vor 40 Jahren funkte die Besatzung der Apollo-13-Mission ihren legendären Hilferuf ins Nasa-Kontrollzentrum nach Houston. Es begann eine beispiellose Rettungsaktion - mit viel Glück, Einfallsreichtum und einem guten Ausgang.

Houston. Es war ein einziger Funkspruch, der in die Geschichte einging. Er traf, als es am 14. April 1970 in Deutschland bereits 4.08 Uhr nachts war, im Nasa-Kontrollzentrum in Texas ein und kam aus der Raumkapsel Apollo 13: "Houston, we've had a problem" - "Houston, wir hatten ein Problem". Mit diesen legendären Worten des Astronauten John Swigert begann heute vor 40 Jahren ein vier Tage währendes beispielloses Drama, bei dem das Trio im All und das Team der Bodenstation eines vereinte: der verzweifelte Versuch, in einem Wettlauf mit der Zeit die zunächst unvermeidbar scheinende Katastrophe doch noch abzuwenden. Kein Wunder deshalb, dass Hollywood später die Ereignisse der dritten Mondlandemission effektvoll in einen Erfolgsfilm umwandelte - mit Tom Hanks in der Hauptrolle als Kommandant Jim Lovell.

Das Problem hatte sich an Bord des Raumschiffs "Odyssey" und der angekoppelten Mondfähre "Aquarius" mit einem lauten Knall angekündigt - nur wenige Stunden vor dem geplanten Niedersetzen auf der Mondoberfläche und 380 000 Kilometer von der Erde entfernt.

Im Kontrollraum in Houston hatte man einen Routinebefehl nach oben gefunkt: Man möge doch die Sauerstofftanks durchmischen. Dann folgte der Schlag, der die Besatzung an den Rand des Todes brachte. Eine der Brennstoffzellen explodierte als Folge eines heiß gelaufenen Thermostats, gleichzeitig entwich Sauerstoff in schillernden Blasen aus den Tanks - ein schockierendes Szenario, das die Astronauten beim Blick ins All mitverfolgen konnten. Das Versorgungsmodul der Kapsel hatte schweren Schaden genommen. Und mit den schwindenden Strom- und Sauerstoffvorräten schien die Mannschaft so gut wie keine Chance zur Rückkehr zu besitzen. Ein besiegeltes Schicksal, ein langsames Ersticken im All?

Was dann geschah, schildern Beteiligte an der Apollo-13-Mission als "Triumph der Improvisation". So ein massiver Fehler sei vor dem Start nie durchgespielt worden, erinnert sich einer der Experten im Kontrollzentrum, der heute 79-jährige Jim Hannigan. Doch Flugdirektor Gene Kranz gab die Devise aus: "Ein Fehlschlag ist keine Option."

Es geht um das nackte Überleben



Dass keine Mondlandung mehr möglich war, wusste jeder - es ging nur noch ums nackte Überleben für die Besatzung. Die Grundsatzentscheidung fiel nach hektischen Simulator-Experimenten und Berechnungen von Technikern: Die drei Männer würden von der beschädigten Kommandokapsel zunächst in die Mondfähre umziehen - und dann die Kapsel mit zurückschleppen, denn für den Wiedereintritt in die Atmosphäre brauchte man sie und ihren Hitzeschild.

Doch woher den Antrieb nehmen? Auch hier traf Kranz die richtige Entscheidung: Apollo 13 würde den Mond umrunden, auch wenn dies die Zeit im All verlängerte - und dann das Schwerefeld des Planeten als Art "Schleuder" in Richtung Erde zu benutzen.

Der Plan war eine Rechnung mit zahlreichen Unbekannten - und ständig neu auftretenden Problemen. In der Landefähre, nur für zwei Personen ausgelegt und mit einer 0,3 Zentimeter dünnen Außenhaut, fiel die Temperatur schnell auf knapp über Null. Gleichzeitig stieg die Kohlendioxid-Belastung auf einen gefährlichen Wert. Es fehlte ein Adapter für die Sauerstoff-Filter, und erneut schlug die Stunde der Tüftler. Sechs Männer in Houston bastelten ein Provisorium aus Bordgegenständen: Socken, Klebeband, Betriebsanleitungen und Plastiktüten. Die Baupläne wurden dann nach oben gefunkt - mit Erfolg.

Die Hoffnung stieg, doch eine Frage war noch ungelöst: Würde das auf einen einzigen Versuch beschränkte Zünden des "Aquarius"-Triebwerks und die Steuerfähigkeiten der Crew die Mission auf den richtigen Kurs zurückbringen? Und würden die fast leeren Batterien der Kapsel durchhalten? Eine zweite Chance würde es nicht geben. Doch Jim Lovell gelang auch dieses Meisterstück. Als die Bremsfallschirme sich schließlich geöffnet hatten und die Apollo-13-Kapsel im Pazifik dümpelte, fielen sich im Kontrollzentrum die Männer vor den Monitoren um den Hals und zündeten sich Zigarren an. Sie feierten ein Wunder - und den damit eng verknüpften menschlichen Erfindergeist.

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