Ekel-Fleisch auf dem Weg in den Ferienpark

Prüm · Es war ein Zufallsfund der Zollbeamten: Statt Drogen fanden sie kürzlich in einem Lieferwagen aus den Niederlanden über 850 Kilogramm verdorbenes Fleisch. Ob der Händler bereits öfter in die Region geliefert hat, ist noch unklar.

Prüm. Der Gedanke ist ekelerregend: Hätten aufmerksame Zollbeamte vor über einer Woche bei einer Routinekontrolle an der deutsch-belgischen Grenze nicht einen Transporter mit niederländischen Kennzeichen herausgewunken, dann wäre der Inhalt des Wagens wie vorgesehen an einen Ferienpark in der Region geliefert worden. Über 850 Kilo Fleisch fanden die Beamten in dem Transporter. Nicht ausreichend gekühlt, das Mindesthaltbarkeitsdatum deutlich überschritten. Ohne den guten Riecher der Beamten, die eigentlich nach Drogen fahndeten, wäre das Fleisch Besuchern des Ferienparks vorgesetzt worden. Entweder in dem Restaurant des Parks. Oder im parkeigenen Geschäft.
Statt bei vorgeschriebenen minus 18 Grad sei das Fleisch nur bei null bis zwei Grad transportiert worden, sagt Thomas Molitor, Sprecher des zuständigen Hauptzollamtes in Koblenz. Die von den Zollbeamten herbeigerufenen Lebenskontrolleure der Kreisverwaltung Bitburg-Prüm stellten fest, dass das transportierte und einzeln verpackte Fleisch ungenießbar war. Außerdem waren die Packungen nicht richtig ausgezeichnet. Die Lebensmittelkontrolleure beschlagnahmten die Ladung. Das Fleisch sei vernichtet worden, teilte ein Sprecher der Kreisverwaltung gestern mit.
Man habe die zuständigen niederländischen Behörden verständigt, erklärt die Kreisverwaltung weiter. Der Fleischhändler müsse eventuell mit einem Verfahren rechnen. Wo sich der betreffende Fleischbetrieb in den Niederlanden befindet und an welchen Ferienpark die Lieferung gehen sollte, darüber gaben weder Zoll noch Kreisverwaltung Auskunft. Auch nicht darüber, ob der Ferienpark bereits öfter von dem Betrieb beliefert worden ist.Unangenehme Schlagzeilen


Immer wieder macht sogenanntes Gammelfleisch Schlagzeilen. Fleisch, das verdorben, stinkig und klebrig von kriminellen Händlern verkauft worden ist. Oder Fleisch, das von Lebensmittelkontrolleuren in den Schlachthöfen als ungeeignet für den menschlichen Verzehr deklariert wird und nur als Tierfutter geeignet ist, wird von skrupellosen Händlern umetikettiert und als normales Fleisch in den Handel gebracht. Vor drei Jahren flog eine Firma in Bayern auf, die über 20 Tonnen für den menschlichen Verzehr ungeeignetes Fleisch in Umlauf gebracht hatte. Anfang des Jahres wurde bekannt, dass massenweise Pferdefleisch unter anderem aus Rumänien als Rinderhackfleisch verkauft und etwa in Fertiglasagne verarbeitet worden war.
Auf solch groß angelegte Betrügereien stoßen die Lebensmittelkontrolleure in der Region bei ihrer Arbeit eher selten. Es gebe in jedem Jahr ein, zwei Fälle, in denen bei Routinekontrollen in Gaststätten Fleisch in geringen Mengen in der Kühlung vorgefunden werde, bei dem das Verbrauchs- oder Mindesthaltbarkeitsdatum abgelaufen sei, sagt etwa ein Sprecher der Bitburg-Prümer Kreisverwaltung. Das habe aber nichts mit Gammelfleisch zu tun, sondern eher mit falscher Lagerung. Auch aus dem Kreis Trier-Saarburg ist ein Fall bekannt, bei dem in den vergangenen Monaten in einem Fleischbetrieb unsachgemäß gelagerte Ware vernichtet werden musste.
Wie es im Fall des nun in der Eifel entdeckten Gammelfleisches aus den Niederlanden weitergeht, ist laut Kreisverwaltung unklar. Ob die niederländischen Behörden aktiv werden, könne man noch nicht sagen. Auch nicht, ob der Fahrer des Transportes belangt wird.Extra

Die Lebensmittelkontrolleure im Land haben im vergangenen Jahr 22 654 von insgesamt 75 352 Lebensmittelbetrieben, wie etwa Fleischerzeuger, -händler oder auch Gaststätten und Restaurants, kontrolliert. Bei 9901 Betrieben wurden Verstöße festgestellt. Überwiegend handelte es sich dabei um Verstöße gegen Hygienevorschriften. In 2978 Fällen wurden falsche oder fehlende Kennzeichnungen der Lebensmittel beanstandet. So wurden häufig Döner-Anbieter ermahnt, das angebotene Fleisch richtig zu deklarieren, etwa wenn sie statt Fleischstücken überwiegend Hackfleisch verkaufen oder Schweinefleisch als Döner anbieten. wie

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