Ende der Sorglosigkeit

Sie sehen so schön aus, die bunten Pillen. Und sie wirken so prompt, die Antibiotika, nicht nur bei den Patienten, sondern auch in der Tiermast. Da hat manche Futterbeimischung den Krankenstand im Stall reduziert und das Einkommen der Züchter angehoben.

Die Folgen? Egal! Warnungen wurden in den Wind geschlagen. Jetzt rächt sich die jahrzehntelange Ignoranz. Immer hat man gewusst, dass Bakterien durch Veränderungen des Erbguts ihr Überleben sichern können. Aber fast alle vertrauten darauf, dass die Chemiker mit neu entwickelten Medikamenten den Bakterien stets eine Nasenlänge voraus sein würden. Das ist seit dem gehäuften Auftreten des resistenten MRSA-Bazillus vorbei. Und diesem Fall können andere folgen. Die Krankenhäuser spielen dabei nur scheinbar eine Hauptrolle. In ihnen ballen sich zwar die MRSA-Fälle. Aber die Ursache der Misere sind sie nicht. Die liegt im sorglosen Umgang mit Medikamenten, die schlagartig Erleichterung versprachen. Allzu oft haben Ärzte dem Wunsch des Patienten nach rascher Genesung nachgegeben und Antibiotika auch dann verordnet, wenn das nicht zwingend notwendig war. So kann es jedenfalls nicht weitergehen. Die Ärzte beherzigen das. Der Antibiotika-Verbrauch in Deutschland sinkt. Jetzt müssen genauere Kontrollen und Alternativ-Konzepte her. Dänemark und die Niederlande liefern dafür nachahmenswerte Beispiele. m.moeller@volksfreund.de

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