Entgegen den Zusagen: Für Immobilienverkauf fließt kein privater Cent

Das großangelegte Projekt Nürburgring 2009 droht zum Millionengrab für den Steuerzahler zu werden. Wie kam es dazu? Hier eine Chronologie der Ereignisse:

15. Januar: Der TV berichtet exklusiv über staatliche Hilfen des Landes für den Privatinvestor beim Projekt Nürburgring 2009.

16. Januar: Finanzminister Ingolf Deubel (SPD) bestätigt, dass der Investor über Tochtergesellschaften des Landes mit 42 Millionen Euro unterstützt wurde. Am Ende sind es 85,5 Millionen.

23. Januar 2009: Deubel räumt vor Landtags-Ausschüssen ein, ein Drei-Millionen-Kredit der weitgehend landeseigenen Nürburgring GmbH als erster Baustein eines dreistufigen Hilfsplans für den Investor sei "in hohem Maße erklärungsbedürftig".

4. Februar: Der TV berichtet exklusiv, dass der Drei-Millionen-Kredit der Nürburgring GmbH an den Investor nicht grundbuchlich abgesichert war.

17. Februar: Erstmals wird deutlich, welches schwer durchschaubare Finanzmodell Deubel ersonnen hat: Ein Konto in der Schweiz, auf das am Parlament vorbei im Herbst 2008 aus Landesmitteln 80 Millionen Euro geflossen sind, soll die Finanzkraft der Nürburgring GmbH nachweisen. Die Pinebeck SA Luxemburg will die neuen Immobilien kaufen, der Schweizer Urs Barandun einen Investor vermitteln.

17. Februar: Deubel informiert darüber, dass Finanzberater Merten (Pinebeck SA) 700 000 Euro Honorar kassiert hat. Später stellt sich heraus, dass es sogar 1,2 Millionen waren.

5. März: Deubel informiert den Landtag, dass die Landesregierung einen zweiten Versuch startet, die neuen Immobilien am Ring zu verkaufen. Diesmal sollen 95 Millionen Euro aus Landesmitteln auf ein Bardepot in der Schweiz fließen.

20. Mai: Die SPD-Landtagsfraktion besucht den Ring. Man wartet auf das Investoren-Geld.

10. Juni: Deubel sagt, in wenigen Tagen müsse das Geld da sein, sonst werde das Modell gestoppt.

16. Juni: Deubel verkündet, das Geld sei unterwegs. Ein vermögender US-Amerikaner investiere erheblich. Landesregierung und SPD jubeln.

24. Juni: Die CDU droht im Landtag mit der Einsetzung eines Parlamentarischen Untersuchungsausschusses. Ministerpräsident Kurt Beck betont, er werde das Projekt Nürburgring 2009 "gegen jeden verteidigen".

7. Juli: Minister Deubel tritt zurück, die Landesregierung stoppt sein Finanzmodell. Es ist trotz Zusagen der Geschäftspartner kein einziger Cent geflossen.

8. Juli: Beck betont, Deubel trage die alleinige Verantwortung für das gescheiterte Modell.

10. Juli: Der angebliche US-Großinvestor bestreitet, je Kontakt zum Nürburgring oder Verantwortlichen gehabt zu haben.

13. Juli: Die 95 Millionen Euro aus Landesmitteln sind aus der Schweiz zurück.

1. August: Der TV berichtet exklusiv, dass die Kosten auf 300 Millionen Euro hochgeschnellt sind und am Ring ein Millionengrab für den Steuerzahler droht.

25. August: Die Staatsanwaltschaft Koblenz durchsucht Geschäfts- und Privaträume der ehemaligen Geschäftspartner des Nürburgrings. Sie ermittelt wegen Betrugsverdachts.

5. November: Der TV berichtet exklusiv, dass einer der Finanzberater schon 2005 bei einem Millionenprojekt in Wolfsburg aufgefallen war. Das Landeskriminalamt (LKA) hatte gewarnt.

11. November: Innenminister Karl Peter Bruch bestätigt LKA-Recherchen. Ministerpräsident Kurt Beck sei darüber "zeitnah" informiert worden.

17. November: Erste Beweisaufnahme des Untersuchungsausschusses mit Zeugenvernehmung.(fcg)

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