Entwarnung nach Messerattacke: "Mir geht es gut"

Trier/Freetown · Der aus Aach bei Trier stammende Salesianerbruder Lothar Wagner (37) ist bei einer Messerattacke im westafrikanischen Freetown verletzt worden. "Kein Grund zur Sorge, mir geht es gut", sagte der Ordensmann dem TV.

 Der Trierer Salesianerbruder Lothar Wagner kümmert sich in Sierra Leone, einem der ärmsten Länder der Welt, um Straßenkinder. Foto: Don Bosco

Der Trierer Salesianerbruder Lothar Wagner kümmert sich in Sierra Leone, einem der ärmsten Länder der Welt, um Straßenkinder. Foto: Don Bosco

Trier/Freetown. Sierra Leone ist eines der ärmsten Länder der Welt, von einem jahrelangen Bürgerkrieg gebeutelt. Besonders schlimm ist die Situation der Kinder: Laut dem Kinderhilfswerk Unicef stirbt jedes dritte Kind noch vor seinem fünften Geburtstag, oft wegen Unterernährung oder der schlechten medizinischen Versorgung. Eine Schulpflicht gibt es in Sierra Leone nicht, zwei Drittel der Kinder sind Analphabeten.
Die Ordensgemeinschaft der Salesianer Don Boscos (siehe Stichwort) ist seit 15 Jahren in Sierra Leone engagiert, kümmert sich vor allem in der Hauptstadt Freetown besonders um jene Kinder und Jugendlichen, die ohne fremde Hilfe keine Chance auf eine Schul- und Berufsausbildung haben.
Der Trierer Salesianer Lothar Wagner leitet in Freetown ein Zentrum für Straßenkinder. Eines der jüngsten Projekte ist ein Mädchenhaus im Zentrum der Stadt: Anlauf- und Zufluchtsstelle für die Opfer von Kinderarbeit, Kinderhandel und sexuellem Missbrauch. Schon mehrfach in der Vergangenheit wurde Bruder Lothar wegen seines Engagements gegen den organisierten Kinder- und Menschenhandel bedroht. Unlängst wurde der 37-Jährige sogar durch einen Messerstich in den Unterleib verletzt. Täter war der Onkel eines sechsjährigen Kindes, das nach gewalttätigen Übergriffen des Verwandten in dem Mädchenhaus Zuflucht gefunden hatte. Der Onkel hatte den Wachmann der Don-Bosco-Einrichtung überrumpelt. "Bevor er überwältigt werden konnte, kam es zu einer Rangelei zwischen ihm und mir", sagte der Ordensmann am Mittwoch dem TV. Erst am Abend habe er dann die Stichwunde im Unterleib entdeckt, die sich wenig später entzündet habe.
Sah es zunächst so aus, als müsse Lothar Wagner aus Sierra Leone ausgeflogen werden, weil die medizinische Versorgung dort schlecht ist, gibt er selbst inzwischen Entwarnung: "Es gibt keinen Grund zur Sorge, mir geht es gut." Er werde in den nächsten Wochen ohnehin zu einem Kurzbesuch nach Deutschland fliegen und sich dann im Trierer Brüderkrankenhaus behandeln lassen.
Die Salesianer haben auf die Messerattacke bereits reagiert und mehr Sicherheitsleute für das Mädchenhaus eingestellt. "Außerdem haben wir den Zugang durch Barrieren erschwert", sagt Bruder Lothar, "und die Polizei fährt häufiger Patrouille."
Auf das Engagement des Ordens in Sierra Leone soll der Übergriff keine Auswirkungen haben.

Das Bayerische Fernsehen sendet am Mittwoch, 15. Juni, um 19 Uhr einen 45-minütigen Film über den Trie rer Ordensmann Lothar Wagner. Der Film trägt den Titel "Lothar läuft" - in Anlehnung an das Hobby des 37-Jährigen. sey Die 1859 gegründeten Salesianer Don Boscos sind die zweitgrößte katholische Ordensgemeinschaft der Welt. Ordensgründer war der später selig- und heiliggesprochene italienische Priester Giovanni Bosco. Der Grundgedanke der von Don Bosco formulierten Pädagogik war: "Nicht mit Schlägen, sondern mit Güte wirst du Kinder und Jugendliche zu Freunden gewinnen." Ein für die damalige Zeit geradezu revolutionärer Ansatz. In Deutschland hat der Orden 34 Niederlassungen. In der Region Trier betreiben die Salesianer das Jugendwerk Don Bosco in Trier, das Jugendhilfezentrum Helenenberg und die Jugendbildungsstätte in Jünkerath. An diesen Orten sind sie auch in der Seelsorge aktiv. sey

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