"Erfolg in der Ausbildung ist wie die gute Arbeit in einer Gärtnerei"

Trier/Baustert · Wie wichtig es ist, um jeden Jugendlichen für den Ausbildungsmarkt zu kämpfen, zeigt das Programm der Assistierten Ausbildung der Arbeitsagentur. Es zeigt, dass mit viel Einsatz und Geduld selbst schwächere Lehrlinge Erfolge für sich und den Arbeitsmarkt verbuchen können. Ein Beispiel.

 Stolz zeigt Sarah Frankreiter (Mitte) ihre eigene Kreation von belegten Brötchen. Mit im Bild die sozialpädagogische Begleiterin Isabelle Friese vom Caritasverband Trier (links) und ihr Chef, Dieter Schares. TV-Foto: Sabine Schwadorf

Stolz zeigt Sarah Frankreiter (Mitte) ihre eigene Kreation von belegten Brötchen. Mit im Bild die sozialpädagogische Begleiterin Isabelle Friese vom Caritasverband Trier (links) und ihr Chef, Dieter Schares. TV-Foto: Sabine Schwadorf

Foto: (g_geld )

Trier/Baustert. Man sieht es der schüchternen und zurückhaltenden jungen Frau nicht an. Doch Sarah Frankreiter weiß zu kämpfen, trotz vieler Enttäuschungen und obwohl ihr Lebensweg bislang alles andere als gerade verlaufen ist. Sie hat ein Ziel vor Augen, will endlich eine Ausbildung machen - und sie vor allem zu Ende bringen.
Der Wille allein hat der 22-Jährigen bislang nicht gereicht. Nach dem Hauptschulabschluss beginnt sie eine Ausbildung als Bäckereifachverkäuferin - und bricht sie ein Jahr später ab. Danach findet sie keine Lehr- oder Arbeitsstelle, lebt ohne eigenes Einkommen. "Es ist nicht alles gut gelaufen", sagt sie leise. Doch seit einigen Monaten geht es wieder aufwärts - seit sie in der Landmetzgerei Schares in Trier eine Ausbildung zur Fleischereifachverkäuferin macht.
Die Lehrstelle erhält sie nach einem Praktikum im Betrieb. Gleichzeitig nimmt die Trierer Arbeitsagentur die junge Frau in die Assistierte Ausbildung auf.
Das Programm, das 2015 erstmals in der Region Trier mit 31 Teilnehmern gestartet ist (für 2016 gibt's weitere 53 Plätze), stellt benachteiligten Jugendlichen mit Lernschwächen, Behinderungen oder problematischem sozialen Hintergrund einen Ausbildungsbegleiter zur Hand. Dafür und für individuelle Hilfen wie Sprachförderung, Nachhilfe oder Konfliktbewältigung stehen für jeden Teilnehmer im Jahr 5800 Euro zur Verfügung. "Wir fungieren als Übersetzer für die Jugendlichen, stellen den Praxisbezug zum Unterricht her, üben Hausaufgaben", sagt Isabelle Friese, Frankreiters Begleiterin vom Caritasverband Trier, einem von drei regionalen Trägern in der Assistierten Ausbildung. Gleichzeitig ist Friese sozialpädogogisch aktiv, unterstützt bei Behördengängen und allem, was zur Eigenständigkeit im Leben dazugehört.
"Es ist nicht einfach, Leute für unser Handwerk zu finden", erklärt Metzgermeister Dieter Schares und Chef der jungen Frau. "Deshalb stellen wir gern junge Leute ein, die mit Unterstützung auch ihre Erfolge erzielen." Da es jedoch bei dieser Klientel oft Probleme außerhalb der Arbeit im Elternhaus, mit den Freunden, der rechten Szene oder Drogen gebe, "sind wir froh, dass es die Assistierte Ausbildung gibt, die einen Teil der Probleme abnimmt".
Warum er so ein großes Herz für junge Leute hat, beantwortet der Unternehmer so: "Ich sehe Ausbildung wie die Arbeit in einer Gärtnerei: Wer die Saat nicht pflegt, Unkraut jätet, düngt und alles dafür tut, dass die Pflanze wächst und gedeiht, dem geht sie ein. Unsere Alternative zu Azubis mit Beeiträchtigungen wäre es, keine Azubis zu haben."
Oft zählen nur die Noten


Hier sieht Isabel Lutz, Ausbildungsakquisiteurin für Arbeitgeber bei der Arbeitsagentur Trier, noch mehr Chefs in der Pflicht: "Zu viele Arbeitgeber entscheiden immer noch nur nach Papier und Zeugnis. Oft aber zeigt sich nach einem Praktikum, dass der Kandidat viel wertvoller ist als die Noten ihm zeigen", sagt sie.

Dass es mit Geduld und Unterstützung Erfolge gibt, zeigt das Beispiel von Sarah Frankreiter: "Mir macht alles Spaß, vor allem, wenn ich etwas lerne, das ich zu Hause nachmachen kann", sagt sie. Nicht nur, dass sie im ersten Lehrjahr bereits eigenverantwortlich Salate herstellt, Spießbraten rollt und an der Mittagstheke eigene Stammkunden akquiriert hat, auch schulisch gab es bereits gute Noten. Ihr Chef ist voll des Lobes: "Sarah ist für uns ein Paradebeispiel dafür, dass man für Erfolg nur Geduld und Förderung braucht." sas
Extra

Die Landmetzgerei Schares mit Sitz in Baustert (Eifelkreis Bitburg-Prüm) gibt es seit 20 Jahren. An den Standorten Baustert, Bitburg, Irrel und Trier arbeiten 27 Mitarbeiter und sechs Azubis als Fleischer und Fleischereifachverkäufer, davon drei in Assistierter Ausbildung. Bislang haben die beiden Chefs, Dieter und Wolfgang Schares, knapp 30 junge Leute, davon viele mit Lernschwächen, anderen Beeinträchtigungen oder Betriebswechsler, ausgebildet. Nur einer hat es bisher nicht durch die Prüfung geschafft. sas

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