Ermittler: Schüsse klarer Mordversuch

Bleialf/Trier · Die Polizisten verhinderten vermutlich einen Banküberfall, entgingen dann nur knapp dem Tod: Die gezielten Schüsse von drei Männern auf Beamte in der Eifel haben bald ein gerichtliches Nachspiel.

 Dramatik bei der Verhaftung im vergangenen April: Polizisten führen die Festgenommenen ab. Foto: Grégoire Derouaux/Grenz-Echo

Dramatik bei der Verhaftung im vergangenen April: Polizisten führen die Festgenommenen ab. Foto: Grégoire Derouaux/Grenz-Echo

Bleialf/Trier. "Die kamen nicht in die Eifel, um hier Blumen zu pflücken", ist sich der Leitende Trie-rer Oberstaatsanwalt Jürgen Brauer sicher. Mit "die" meint er die drei Männer, die am 11. April dieses Jahres in einem Auto mit gestohlenen deutschen Kennzeichen über die belgische Grenze in die Eifel kamen: alle drei Nordafrikaner, die im belgischen Anderlecht in der Nähe von Brüssel wohnten.
Auf dem Weg zum Banküberfall?


Brauer ist davon überzeugt, dass das Trio - ein 39-Jähriger, der sich mal als Deutscher, dann als Bulgare ausgibt, und zwei 27-Jährige, einer davon französischer Staatsbürger - eine Bank in Bleialf überfallen wollte. So wie die Männer zuvor schon mindestens sieben Mal im benachbarten Nordrhein-Westfalen zugeschlagen haben sollen, davon drei Mal in der Nordeifel - so vermuten die Ermittler.
Diese Vorfälle waren wohl auch der Grund dafür, dass an diesem Aprildonnerstag Zivilstreifen der Trierer Kripo rund um Bleialf unterwegs waren. Es habe "erhöhte Gefahr" für einen Banküberfall bestanden, sagt Brauer. Einen konkreten Hinweis hätten die Beamten aber nicht gehabt. Auch hätten sie nicht von Anfang an das Trio im Visier gehabt. Trotzdem nahmen die Polizisten die Männer unter die Lupe, als diese durch Bleialf fuhren. Doch die Männer ignorierten die Polizeikontrolle, fuhren weiter - und schossen aus dem fahrenden Auto auf die Beamten. Ein Schuss traf das Polizeiauto. Brauer geht davon aus, dass die Männer verhindern wollten, dass die Polizisten die Waffen, die möglichen Tatwerkzeuge für den Banküberfall, entdeckten - einen Revolver, eine zur scharfen Waffe umgebaute Schreckschusspistole und eine weitere Schreckschusswaffe.
Mit den Schüssen hätten sie "um jeden Preis" ihre Festnahme verhindern wollen, glaubt Brauer. Sie hätten bewusst in Kauf genommen, die Polizisten zu töten. Das sei versuchter Mord - und dessen seien sie daher nun auch angeklagt, sagt Brauer.
Die drei Männer gaben Gas, flohen über die belgische Grenze, durchbrachen im nahen St. Vith ebenfalls eine Polizeisperre. Dann stellten sie den Wagen ab, flohen zu Fuß weiter. Ein Großaufgebot an deutschen und belgischen Polizisten suchte nach den von den Ermittlern schnell als "sehr gewaltbereit" eingestuften Tätern. Nachmittags wurden sie in einem Wald gestellt.
Waffen und Sturmhauben


Auch dort sollen sie geschossen haben, dieses Mal auf belgische Polizisten. Die drei Männer wurden verhaftet, kamen im belgischen Eupen in Untersuchungshaft. In dem Wagen der mutmaßlichen Bankräuber wurden neben den Waffen auch Sturmhauben gefunden, was Brauers Vermutung stützt, dass die drei eben nicht zum "Blumenpflücken" in die Eifel gekommen waren.
Bereits kurz nach der Verhaftung hatte das Trierer Amtsgericht einen europäischen Haftbefehl gegen die Männer erlassen. Die Staatsanwaltschaft beantragte die Auslieferung. Im August gab die Eupener Staatsanwaltschaft dem Ersuchen der deutschen Kollegen statt. Seitdem sitzt das Trio hier in Untersuchungshaft. Die Zusammenarbeit mit den belgischen Behörden bezeichnet Brauer als vorbildlich. Wann der Prozess vor dem Trie-rer Landgericht stattfindet, steht noch nicht fest. Bei einer Verurteilung wegen versuchten Mordes droht eine lebenslange Haft.

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