Ernste Angelegenheit

Das Theater um die mit mangelhaft beurteilte Hautcreme von Uschi Glas konnte man ja noch mit einem Schmunzeln abtun, aber was die Stiftung Warentest bei den Kontrollen der WM-Stadien zu Tage gefördert hat, ist starker Tobak.

Offenbar wurde von den 1,4 Milliarden Euro, die in den Neu- oder Umbau der Spielstätten gesteckt wurden, zu wenig in die Sicherheit investiert. Dass die WM-Organisatoren dies herunterspielen wollen, und insbesondere Franz Beckenbauer, der Chef des Organisationskomitees, die renommierte und unabhängige Stiftung Warentest ins Lächerliche zieht, ist der Sache nicht dienlich. Die Sicherheitsmängel, insbesondere in den Bereichen Brandschutz und Fluchtwege, müssen sehr ernst genommen werden - auch im Hinblick auf die Zeit nach der WM, wenn der Bundesliga-Alltag wieder Einzug hält. Die gute Nachricht ist, dass die Mängel nicht so gravierend sind, dass sie nicht bis zum Start der Weltmeisterschaft am 9. Juni behoben werden können. Keine Frage: Die deutschen WM-Stadien sind in einem guten Zustand, aber manche halt nicht gut genug. Da sollte auch dem "Kaiser" mit seinem Anspruch, ein perfekter Gastgeber sein zu wollen, kein Zacken aus der Krone fallen. In einem Punkt haben die Kritiker jedoch Recht: Die Stiftung Warentest hätte sich vorher ausführlicher mit den Sicherheitsplänen der einzelnen Stadien befassen sollen. So gehen die Prüfer beispielsweise davon aus, dass Fluchtmöglichkeiten ins Stadion-Innere gegeben sein müssen, obwohl die meisten Arenen für Fluchtmöglichkeiten nach Außen konzipiert worden sind. Fazit: Es ist allemal besser, jetzt zu reagieren als hinterher, wenn das Kind in den Brunnen gefallen ist. Fußball-Arenen, das hat nicht nur die Massenpanik 1985 im Brüsseler Heysel-Stadion gezeigt, können zu einer tödlichen Falle werden. Und es muss alles Menschenmögliche getan werden, damit der Stadionbesuch zu einem ungetrübten Erlebnis wird. a.follmann@volksfreund.de

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