Ernüchternd

Die Fakten sind ernüchternd: Laut einer neuen Studie greifen 85 Prozent der 14- bis 16-Jährigen häufig zur Flasche, jeder zweite in dieser Altersklasse raucht. Will heißen: Berauschende Mittel sind für Jugendliche so normal wie das morgendliche Frühstück.

Ein Grund zur (klammheimlichen) Freude für die Alkohol- und Zigaretten-Industrie. Da die ältere Klientel neuerdings lieber zur Kürbiskernbrezel als zum Glimmstängel greift, muss die jüngere Generation das Nachfrage-Loch stopfen. Wie man die berauschenden Produkte auf jugendlich trimmt, haben die Alcopops-Erfinder einst vorgemacht: Zwei Gläschen Wodka oder Rum, 15 Würfel Zucker und eine durchsichtige Flasche mit peppiger Aufschrift - fertig war das neue süße Lifestyle-Getränk für die dem Lolli-Alter entwachsende Generation. Ein wahrlich voller Erfolg: Das junge Szene-Volk süffelte das hochprozentige Zuckerwasser zuletzt lieber als Bier, Wein oder Sekt, bis die politisch gewollte Sondersteuer den Produzenten das gute Geschäft vermieste. Logisch, dass die "Süßwaren-Mixer" darauf mit neuen Rezepturen reagieren würden. Jetzt kommt halt Wein rein statt Wodka oder Rum. Hat die unangenehme Nebenwirkung, dass die Flaschen künftig schon 16-Jährige legal kaufen können, während das Vorgängerprodukt frei ab 18 ist. Schneller hat sich ein deutsches Gesetz wohl noch nie als Rohrkrepierer erwiesen. r.seydewitz@volksfreund.de

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