Erst der Bußgang und dann ein Hochamt

Berlin geht wieder zum Tagesbetrieb über, doch kann die Affäre zu Guttenberg für die Kanzlerin und die Koalition noch ein Nachspiel haben, meint der Bonner Politikwissenschaftler Gerd Langguth.

Berlin. Mit Gerd Langguth sprach unser Berliner Korrespondent Werner Kolhoff.

Ist die Affäre Guttenberg aus Ihrer Sicht jetzt ausgestanden?

Langguth: Nein, denn erst einmal müssen die staatsanwaltschaftlichen Ermittlungen wegen Betruges abgeschlossen sein. Außerdem gibt es noch ein Verfahren an der Universität Bayreuth, wo geklärt wird, ob er vorsätzlich getäuscht hat.

Aber für Angela Merkel ist die Sache doch durch die schnelle Neubesetzung der beiden Ministerposten zu Ende?

Langguth: Auch nicht. Sie hat zwar schnell gehandelt, aber es rumort noch in der Partei und in der Bevölkerung. Und wenn die Wahlen vor allem in Baden-Württemberg für die CDU schlecht ausgehen sollten, wird man fragen, ob das auch mit dem Guttenberg-Rücktritt zusammenhängt.

Werden die Eruptionen der Opposition nutzen?

Langguth: Kaum. Je mehr sie versuchte, zu Guttenberg in die Enge zu treiben, umso mehr solidarisierte sich die breite Bevölkerung mit ihm. Das war für die Opposition ein Dilemma.

Rechnen Sie mit einem Comeback Guttenbergs?

Langguth: Ja. Er ist sehr beliebt und wird es bleiben. Er wird jetzt erst einen Bußgang absolvieren und dann versuchen, ein Hochamt zu übernehmen. Nämlich eine der beiden Positionen Seehofers, den CSU-Vorsitz oder das Amt des bayerischen Ministerpräsidenten. Das bringt ihn dann auf die Bundesebene zurück.

Auch wenn er von Gerichten als Betrüger verurteilt werden sollte?

Langguth: Wenn es einen gibt, dem so etwas von der Bevölkerung vergeben wird, dann Karl-Theodor zu Guttenberg.

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