Erst im Hochsicherheitstrakt, dann vogelfrei

Trier · Ein Thema, zwei Männer, zwei Meinungen, wie sie unterschiedlicher nicht sein könnten: Der Trie rer Bischof Stephan Ackermann (48) ist für ein striktes Verbot der Präimplantationsdiagnostik, der Trierer Facharzt Rudolf Sauter (60) dagegen würde die PID freigeben.

Trier. Wischiwaschi-Äußerungen sind nicht die Sache des Trierer Gynäkologen Dr. Rudolf Sauter. Der Facharzt ist dafür bekannt, die Dinge auf den Punkt zu bringen und gerne auch mal zuzuspitzen, damit die Sauter-Botschaft auch ankommt. Zum Beispiel beim aktuellen Diskussionsthema PID, dem umstrittenen Gentest an künstlich erzeugten Embryonen. "Die Zurückhaltung bei der PID wird sich so wenig halten lassen wie die Aussage, dass die Erde eine Scheibe ist", prophezeit Sauter und unterstellt im gleichen Atemzug der PID-Gegnerin Angela Merkel Klientelpolitik: "Die Kanzlerin muss die Konservativen bedienen und macht das auf Kosten der Medizin."
Ein Vorwurf, für den der Trie rer Bischof wohl nur verständnisloses Kopfschütteln übrig hätte. Dr. Stephan Ackermann hat - wie auch seine Kollegen - im Vorfeld der heutigen Abstimmung an alle Bundestagsabgeordneten appelliert, eine "weise Entscheidung" zu treffen. Sicherheitshalber hat der Bischof auch noch hinzugefügt, wie diese auszusehen hat: PID müsse generell verboten sein: "Es gibt kein Recht auf ein Kind; und noch viel weniger ein Recht auf ein gesundes Kind."
Nach Meinung des Bischofs sind Embryonen schützenswert, jede Selektion vernichte menschliches Leben: "Es endete in der Vergangenheit noch jedes Mal in einem Desaster, wenn der Mensch sich die Entscheidung anmaßte, darüber zu richten, welches menschliche Leben lebenswert ist und welches getötet werden darf."
Auch Facharzt Rudolf Sauter glaubt, dass die PID-Diskussion in Deutschland "geprägt ist von der Vergangenheit. Aber ich sehe es unter medizinischen Gesichtspunkten", sagt Sauter und nennt es "eine der größten Schizophrenien", dass Gentests an Embryonen verboten sein sollen, der Schwangerschaftsabbruch nach der Einpflanzung des Embryos in die Gebärmutter aber nicht. "Erst ist der Embryo ein Hochsicherheitstrakt, dann ist er vogelfrei", meint Sauter.
Der Konter des Bischofs: "Die Argumentation, man könne nicht Spätabtreibungen erlauben und die PID verbieten, zeigt, was geschieht, wenn man bestimmte Türen öffnet." sey

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