Erstmals bröckelt die Mauer des Schweigens

Trier · Wie reich ist das Bistum Trier? Bischof Stephan Ackermann klappt seine Rechnungsbücher jedes Jahr ein wenig mehr auf. Erstmals gab es jetzt Einblicke in eines der früher mit am besten gehüteten Geheimnisse.

Trier. Wer sich vor einem Jahrzehnt nach dem Bischöflichen Stuhl erkundigt hätte, wäre im Trierer Generalvikariat wohl auf eine Mauer des Schweigens gestoßen. Mit viel Glück hätte man bestätigt bekommen, dass es den Bischöflichen Stuhl gibt. Mehr aber auch nicht. Doch die Zeiten haben sich geändert. Seit den Finanzeskapaden des ehemaligen Limburger Bischofs Tebartz-van Elst bröckelt die einstige Mauer des Schweigens. Auch in Trier. Am Freitag veröffentlichte Generalvikar Georg Bätzing erstmals die Bilanz des Bischöflichen Stuhls - samt der dazugehörigen Gewinn- und Verlustrechnung.
Das Vermögen mit einem aktuellen Bilanzwert von mehr als 120 Millionen Euro besteht aus Immobilien und Finanzanlagen. Dazu gehören auch Firmenbeteiligungen, beispielsweise an der Aachener Siedlungs- und Wohnungsgesellschaft. Die Erträge darf der Bischof zur Erfüllung seiner Aufgaben nutzen, aber nicht für private Zwecke. So wurden etwa die Gelder an die Missbrauchsopfer aus diesem Topf gezahlt und damit nicht aus Kirchensteuermitteln.
In den nächsten Jahren sollen laut Generalvikar Bätzing auch die Bilanzen von Priesterseminar, Hoher Domkirche und Domkapitel veröffentlicht werden; und eines Tages gebe es vielleicht auch mal eine Gesamtübersicht über Vermögen und Kapital aller Kirchengemeinden. Den Verwaltungschef des Bischofs ärgert, dass einige Trier schon heute zu den reichsten Bistümern Deutschlands zählen. "Wir sind kein armes Bistum", sagt Georg Bätzing, "gehören aber auch nicht zu den reichsten."
Zahl der Kirchenaustritte steigt


So kann der Haushalt des Bistums in diesem Jahr nur durch einen millionenschweren Griff in die Rücklagen ausgeglichen werden (der TV berichtete). Und der 2014er Haushalt rutscht vermutlich noch nachträglich ins Minus, weil Trier 16,5 Millionen Euro Ausgleichszahlungen an andere Bistümer zahlen muss.
Am verabschiedeten Sparpaket führe deshalb kein Weg vorbei, sagt Generalvikar Bätzing. Die Sparbeschlüsse sehen eine dauerhafte Senkung der Ausgaben bis Ende nächsten Jahres um 30 Millionen Euro vor.
Die Zeit drängt nach Meinung der Bistumsverantwortlichen, weil auch in ihrem Beritt immer mehr Menschen der katholischen Kirche den Rücken kehren. "Wir sind in einer sehr dramatischen Situation", sagt Direktor Gundo Lames. Die Lage könnte allerdings schlimmer sein: Noch liegt der Katholikenanteil im Bereich des Bistums bei knapp 60 Prozent.

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