"Es geht an die Substanz"

Angesichts fallender Preise für viele landwirtschaftliche Produkte hat der Präsident des Bauern- und Winzerverbands Rheinland-Nassau, Leo Blum, ein stärkeres finanzielles Engagement von EU und Bund gefordert. Viele Bauern kämpften inzwischen um ihre Existenz, sagte Blum.

Koblenz. Als der aus der Vulkaneifel stammende Leo Blum vor einigen Jahrzehnten den Hof von seinem Großvater übernahm, gab es im Ort noch 30 Landwirte. "Heute", sagt Leo Blum, "sind mein Sohn und ich die einzigen im Dorf." Was der Bauernpräsident schildert, ist symptomatisch für viele Dörfer zwischen Eifel und Hunsrück: Es gibt im einst als "Land der Reben und Rüben" bezeichneten Rheinland-Pfalz immer weniger Bauern oder auch Winzer. Und viele der verbliebenen können von dem Ertrag ihrer Arbeit kaum noch leben. Zumindest derzeit nicht. Denn der Preisverfall für landwirtschaftliche Erzeugnisse macht nicht nur den Milch-Bauern zu schaffen. "Auch die Lage vieler Getreide-Bauern, Schweinehalter oder Fasswein-Erzeuger ist desaströs und skandalös", sagt der Bauernpräsident. Ruinös wäre womöglich der bessere Ausdruck. Denn bei einigen Betrieben decken die Erlöse längst nicht mehr die Kosten. "Es geht an die Substanz", sagt Blum und trinkt - wie auch sein Hauptgeschäftsführer Josef Derstappen - demonstrativ ein Glas Milch, als könne dies die Lage der rund 2600 rheinland-pfälzischen Milchbauern verbessern.

Die Verbandsfunktionäre wissen natürlich, dass dies nicht mehr sein kann als eine Geste. Aber es sind in diesen Tagen eben auch symbolische Aktionen, mit denen die Milchbauern in ganz Europa auf ihre wirtschaftliche Misere aufmerksam machen. Nur: Die einen trinken Milch, die anderen schütten sie weg. "Reine Effekthascherei", meint Bauernpräsident Blum und kritisiert die Konkurrenz vom Bund Deutscher Milchviehhalter (BDM): "Solche Vernichtungs-Aktionen kommen beim Verbraucher nicht gut an, sie schaden also den Bauern. Das müssen sich die BDM-Funktionäre hinter die Ohren schreiben."

Nach Meinung Blums könnten seine Gegenspieler mit ihren spektakulären Aktionen sogar mit daran schuld sein, dass der "Milch-Konsum im letzten Jahr nicht angestiegen ist, obwohl die Preise fielen". Was der Bauernpräsident damit wohl sagen will: Wer Milch ausschüttet, darf sich anschließend nicht wundern, wenn niemand sie mehr trinken will.

Da beschränkt sich der Bauernverband lieber auf Forderungen an die Politik: rasche Unterstützungs-Darlehen für in Not geratene Betriebe, mehr Entlastungen etwa beim Agrar-Diesel sowie absatzfördernde Maßnahmen.

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