Es geht auch ohne

RTL & Co. schneiden sich mit ihren Plänen für Fernsehen nur noch gegen Bares ins eigene Fleisch. Was nützen Millionen-Einnahmen, wenn plötzlich die Zuschauer wegbleiben und damit die Werbeeinnahmen einbrechen?

Bezahl-Fernsehen hat in Deutschland keine Tradition, wie das seit Jahren dahindümpelnde Premiere-Programm zeigt. Grund dafür sind die im europäischen Vergleich hohen Rundfunkgebühren für die öffentlich-rechtlichen Programme. Nur ein paar ganz wenige sind bereit, noch was für Spezial-Programme wie etwa Bundesliga-Übertragungen draufzulegen. Daran wird sich auch nichts ändern, wenn RTL, MTV und vermutlich auch die anderen großen Privaten ihre Programme verschlüsseln werden, egal wie groß das Zusatzangebot sein wird. Statt neue Zuschauer zu gewinnen, werden die Sender jede Menge Stammpublikum verlieren. Es ist vor allem der im luxemburgischen Betzdorf beheimatete Satelliten-Betreiber SES, der mit seinen 13 Satelliten und über 100 Millionen Kunden europaweit zu den Platzhirschen gehört, der die Pläne vorantreibt. Die Kosten für das für 41 Millionen Euro gekaufte Sendezentrum des Bezahlfernsehens Premiere müssen wieder rein, die Technik muss genutzt werden. Daher ködert er die Privaten, die stets nach neuen Einnahmequellen suchen, mit lukrativen Beteiligungen an den Einnahmen und setzt seinen Kunden die Pistole auf die Brust, indem er monatliche Zwangsgebühren verlangt. Die Zuschauer haben es in der Hand, ob sich die Pläne durchsetzen lassen. Es geht auch ohne "Gute Zeiten, schlechte Zeiten", ohne Gerichtsshows, "Frauen-Tausch" oder "Jackass". b.wientjes@volksfreund.de

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