"Es ist unser Auftrag, Menschen für die Botschaft Jesu zu begeistern"
Vom Leiter des Kirchenkreises zum Personalchef der Evangelischen Kirche im Rheinland: Superintendent Christoph Pistorius verlässt Trier Richtung Düsseldorf. Am Sonntag wird er in der Konstantinbasilika verabschiedet. Im Gespräch mit TV-Redakteur Rolf Seydewitz blickt der 51-jährige Pfarrer zurück und nach vorne.
Sie haben über 20 Jahre als Pfarrer im Kirchenkreis Trier gewirkt. Mit welchen Gefühlen gehen Sie aus der Region weg?Pistorius: Ich bin erfüllt von Dankbarkeit, Vorfreude auf Neues, aber auch Wehmut.Was werden Sie am meisten vermissen?Pistorius: Einerseits Menschen, die mir lieb sind, andererseits eine überaus abwechslungsreiche Landschaft vom Moseltal bis in die Höhen der Eifel und des Hunsrücks.Sie standen über zwölf Jahre an der Spitze des Kirchenkreises Trier: Was war in dieser Zeit Ihr größter Erfolg, was Ihre größte Niederlage oder Enttäuschung?Pistorius: Da fällt die Auswahl schwer, zumal nach unserem kollegialen Leitungsverständnis alles Tun und Lassen immer von Gremien getragen wird. Am meisten bewegt haben mich die ökumenischen Erfahrungen der letzten Jahre, aber auch der Aufbau des Dietrich-Bonhoeffer-Gymnasiums (DBG). Beim DBG verorte ich auch meine größte Enttäuschung, dass es uns 2007 nicht gelungen ist, eine Eskalation der Ereignisse zu verhindern. (Anm.: Es geht um die Suspendierung des ehemaligen Schulleiters, der dafür später eine Abfindung und einen neuen Job erhielt.)Wie hat sich das Verhältnis zu den katholischen Christen in dieser Zeit geändert? In welchen Bereichen hakt es noch besonders?Pistorius: Wir haben - nicht zuletzt in vielfältigen freundschaftlichen Bezügen - unser Miteinander weiterentwickelt. Da ist viel Vertrauen gewachsen. Dennoch bleibt es unser gemeinsamer Schmerz, dass es uns bislang immer noch nicht gelungen ist, die Hürden für die gemeinsame Feier des Abendmahls abzubauen. Damit verdunkeln wir auch weiterhin das gemeinsame Zeugnis für Christus und beschweren vor allem die Menschen, die sich von Herzen danach sehnen.Inwiefern hat es Sie gestört, dass der Fokus rund um Trier doch eher auf den katholischen Christen liegt?Pistorius: Das hat mich ehrlich gesagt wenig gestört. Vielleicht liegt es daran, dass ich in Trier aufgewachsen bin in einer Zeit, in der dies viel ausgeprägter war.Was reizt Sie an Ihrer neuen Aufgabe als Personalchef der gesamten Landeskirche?Pistorius: Ich arbeite unheimlich gerne mit Menschen. Sie sind ein großer Schatz in unserer Kirche, den es zu pflegen gilt. Dies ist in einer Zeit rasanter Veränderung besonders wichtig.Die Herausforderungen, vor denen die evangelische Kirche steht, ähneln denen der katholischen: Die Gläubigenzahlen gehen zurück und damit auch die Kirchensteuereinnahmen. Wie ist dieser Trend zu verlangsamen oder zu stoppen?Pistorius: In der Tat hängen wir als Kirchen auch an gesellschaftlichen Entwicklungen wie Bevölkerungsrückgang und demografischem Wandel, aber auch an der Steuer- oder Kaufkraftentwicklung. Dennoch müssen wir zuerst die eigenen Hausaufgaben machen. Es ist unser biblisch begründeter Auftrag, Menschen für die Botschaft Jesu zu begeistern.Ziehen Sie mit Mann und Maus nach Düsseldorf um oder behalten Sie Ihren Hauptwohnsitz in Ihrer Heimatregion?Pistorius: Mäuse wollen wir eigentlich nicht mitnehmen. Unsere drei Kinder sind aus dem Haus. Aber meine Frau und ich ziehen Anfang Mai nach Mettmann. seyExtra
Christoph Pistorius war bis zu seinem Wechsel zur Landeskirche Superintendent des Kirchenkreises Trier. Nach Stationen in Saarbrücken und Hermeskeil kam Pistorius 1998 als Pfarrer nach Trier. 2000 wurde er Superintendent, also leitender Geistlicher des Kirchenkreises. Pistorius ist verheiratet und Vater dreier erwachsener Töchter. Sein Nachfolger als Superintendent wird am 25. Mai von der 80-köpfigen Kreissynode gewählt. Gewählt werden kann jede Pfarrerin und jeder Pfarrer aus dem Kirchenkreis. Derzeit sucht ein Nominierungsausschuss nach Kandidaten.sey