Es wird ernst

Mit der Aufstockung ihres Truppenkontingents für den UN-Einsatz im Libanon haben sich nun die Europäer, vor allem Frankreich, eine peinliche Blamage erspart. Denn wer zunächst so lautstark nach einer Blauhelm-Pufferzone ruft, muss diese am Ende auch mit Leben erfüllen.

Dass es für die an diesem Einsatz beteiligten Nationen - darunter auch deutsche Marine-Einheiten - schnell ernst werden dürfte, daran kann angesichts der Entwicklungen der letzten Tage kein Zweifel bestehen. Die Hisbollah-Führung hat noch einmal deutlich gemacht, dass sie nicht daran denkt, sich künftiges Verhalten vorschreiben zu lassen - von einer Niederlegung und Abgabe der Waffen ganz zu schweigen. Und die politische Führung Libanons? Sie hat nach der jüngsten bitteren Lektion immer noch nicht die Zeichen der Zeit erkannt und nähert sich verbal wie politisch der extremistischen Miliz an, anstatt sich von ihr zu entfernen und sie in die Isolation zu treiben. Das sorgt für ein explosives Gemisch. Dass Syriens Präsident Assad eine Anwesenheit von UN-Blauhelmen nahe der syrisch-libanesischen Grenze zudem als "feindlichen Akt" ansehen will und ein erschrockener Kofi Annan deshalb postwendend eine solche Maßnahme ausschließt, spricht für die Brisanz der Situation. Syrien will sich - das zeigt die Assad-Äußerung überdeutlich - den Zugang zur "Juniortruppe" im Südlibanon nicht verbauen lassen. Für die künftigen langfristigen Friedenschancen sieht es deshalb derzeit eher düster aus. Denn während man der deutschen Marine in Zusammenarbeit mit anderen Nationen durchaus zutrauen kann, einen Waffenschmuggel an die Hisbollah zu unterbinden, ist eine solche Kontroll-Kette nur so stark wie ihr schwächstes Glied. Nun sollte deshalb massiver diplomatischer Druck auf den Libanon wie auch Syrien ausgeübt werden, damit der gesamte Einsatz der UN-Friedenstruppen überhaupt Sinn ergibt. Andernfalls werden die deutschen Marinesoldaten so viel vor der Küste kreuzen können, wie sie wollen - die Nachrüstung der Extremisten wird dann auf Landwegen dort stattfinden, wo der Iran und Syrien den geringsten internationalen Widerstand erwarten. nachrichten.red@volksfreund.de

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