"Es wird weiter Geld gebraucht"

TRIER. Die Bilder der Flutkatastrophe und der Not der Menschen in Südostasien bewegt die Deutschen. Weit über 150 Millionen Euro haben sie bereits gespendet. Über die Hilfsbereitschaft und die Spendensammler sprachen wir mit Christel Neff vom Deutschen Zentralinstitut für soziale Fragen, zuständig für die Vergabe des Spendensiegels.

 Seit gestern läuft die bis zum 17. Januar dauernde Spendenaktion der Deutschen Post und dem Auktionshaus E-Bay: Dieter Thomas Heck spendet beispielsweise das signierte Model seines Lieblingsoltimers, ein Isabella Borgward Coupé Cabrio und gibt das Packet persönlich in der Post-Bank-Zentrale in der Fleischstraße in Trier auf. Das Modell stand zehn Jahre in seiner Vitrine. Der Erlös kommt den Flutopfern in Südasien zugute.Foto: Hans Krämer

Seit gestern läuft die bis zum 17. Januar dauernde Spendenaktion der Deutschen Post und dem Auktionshaus E-Bay: Dieter Thomas Heck spendet beispielsweise das signierte Model seines Lieblingsoltimers, ein Isabella Borgward Coupé Cabrio und gibt das Packet persönlich in der Post-Bank-Zentrale in der Fleischstraße in Trier auf. Das Modell stand zehn Jahre in seiner Vitrine. Der Erlös kommt den Flutopfern in Südasien zugute.Foto: Hans Krämer

Hat Sie die Spendenbereitschaft überrascht?Neff: Das höchste Spendenaufkommen in Deutschland war bislang das für die Opfer der Elbeflut. 350 Millionen Euro wurden damals gespendet. Nach dem Kosovo-Krieg wurden über 110 Millionen Euro gespendet. Insofern ist die Hilfsbereitschaft nicht wirklich überraschend. Die Flutopfer-Hilfe scheint aber die höchste Spendensumme für ausländische Katastrophen zu werden.Mittlerweile bitten unzählige Organisationen um Spenden für die Flutopfer und machen sich zum Teil gegenseitig Konkurrenz. Wäre es nicht besser, es gäbe eine zentrale Organisation, die die Gelder an alle verteilt? Neff: Wenn sich mehrere Organisationen zusammenschließen, einen Spendenaufruf starten, eine Kontoverbindung nennen, ist das für Spender sicherlich übersichtlicher, das spart Kosten, und man kann am Schuss einen Rechenschaftsbericht vorlegen. Auf der anderen Seite hat jede Hilfsorganisation auch ihre Berechtigung, da ist es schwierig, dass sich alle unter einem Dach wiederfinden.Das macht es aber für den Spender schwieriger herauszufinden, wem er am besten sein Geld für ein bestimmtes Projekt gibt. Neff: Das ist richtig. Für den Spender ist es unglaublich schwierig zu erkennen, ob das ein schwarzes Schaf - von denen es sicherlich nicht viele gibt - oder eine seriöse Organisation ist. Daher sollte man sich vorher erstmal genau über die Organisation informieren. Man muss auch nicht sofort spenden oder sich drängen lassen, sondern kann sich auch Zeit lassen und noch ein paar Tagen Geld überweisen.Die ersten Organisationen, wie zum Beispiel ,Ärzte ohne Grenzen' melden aber bereits, dass sie genügend Geld für die Flutopfer gesammelt haben. Spenden die Deutschen zu viel? Neff: Nein. Es war aber sehr löblich und seriös von der Organisation zu sagen, mehr brauchen wir nicht mehr für unsere Arbeit vor Ort, die Soforthilfe in den nächsten Wochen, daher rufen wir nicht weiter für Spenden für Flutopfer auf. Andere Organisationen, die länger in den Krisengebieten tätig sind, brauchen natürlich weiterhin Geld. Und denen sollten man auch weiter spenden. Die Spendenbereitschaft ist sehr, sehr groß. Mir ist keine Organisation bekannt, die sagt, dass sie zu wenig Spenden bekommen hat.Besteht nicht die Gefahr, dass für andere Krisenherde kein Geld mehr da ist? Neff: Niemandem ist zu verdenken, angesichts der Bilder und Opferzahlen in Südostasien helfen zu wollen. Aber die Elbeflut hat gezeigt, dass die Spenden für andere Organisationen nicht komplett einbrechen. Allerdings bleibt die jährliche Spendensumme mehr oder weniger konstant. Das heißt, dass an anderer Stelle vielleicht etwas weniger gegeben wird.Das Gespräch führte unser Redakteur Bernd Wientjes.

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