Die schwarz-gelbe Bundesregierung hat vor kurzem den Vorstoß der Opposition für ein sogenanntes Jedermann-Konto abgeschmettert. Begründung: Es gebe eine Selbstverpflichtung der Banken. Diese funktioniere in der Praxis aber nicht, bemängeln Verbraucherschützer. Allein in Deutschland hätten mehr als 650.000 Verbraucher kein eigenes Konto. "Und wer kein Konto hat, kann am Leben nicht teilnehmen", sagt die Mainzer Verbraucherberaterin Sylvia Beckerle.
Nach dem Willen der EU-Kommission soll sich das ändern. Eine am Mittwoch vorgestellte Richtlinie sieht vor, dass alle Verbraucher Anspruch auf ein auf Guthabenbasis geführtes Jedermann-Konto haben - ungeachtet ihrer persönlichen finanziellen Situation. Das Konto darf dann nicht überzogen werden. Bundesverbraucherministerin Ilse Aigner (CSU) und ihr rheinland-pfälzischer Amtskollege Jochen Hartloff (SPD) begrüßen den Plan.In Rheinland-Pfalz sind die Sparkassen laut Finanzexpertin Sylvia Beckerle schon heute zur Führung von Girokonten verpflichtet - wenn dies nicht unzumutbar ist. Die Banken sollen Kunden zwar auch künftig ablehnen können, aber "nur aus gravierenden Gründen, etwa wegen Geldwäscheverdachts", sagt Verbraucherkommissar Tonio Borg. "Es reicht nicht, dass eine Bank keine Lust hat."
Daneben sollen auch die von den Banken erhobenen Kontogebühren EU-weit standardisiert und damit besser vergleichbar werden. Die Hoffnung von Binnenmarktkommissar Michel Barnier: "Dann kommen die Verbraucher in den Genuss günstigerer Konten."
Bankenvertreter reagieren kritisch: Die Pläne "widersprechen Verbraucherinteressen oder greifen Regelungen auf, die auf nationaler Ebene bereits existieren", sagt Sparkassensprecher Stefan Marotzke dem TV.

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