Experten warnen: Eltern unterschätzen die Gefahren von Gartenteichen

Trier/Walsdorf · Ob Gartenteich, Schwimmbad, Wassergräben, Flüsse oder Bäche, im vergangenen Jahr sind bundesweit 33 Kinder unter zehn Jahren ertrunken. Insgesamt starben nach Angaben der Deutschen Lebens-Rettungs-Gesellschaft (DLRG) im vergangenen Jahr 410 Menschen in Deutschland.

Trier/Walsdorf. Der Ausflug einer Familie mit Zwillingen zu Freunden nach Walsdorf (Vulkaneifelkreis) wurde am Wochenende zu einem Albtraum. Unbemerkt von den Erwachsenen hatten sich auf einmal die beiden vierjährigen Zwillinge zu einem Gartenteich auf dem Gelände weggeschlichen. Kurze Zeit später fanden die Angehörigen die beiden Jungen leblos im Teich. Sie zogen die Kinder sofort aus dem Wasser, reanimierten sie und alarmierten die Rettungskräfte.
Die beiden Jungen wurden umgehend mit zwei Rettungshubschraubern in Kliniken in der Region gebracht. In einer Polizeimeldung heißt es später, sie seien außer Lebensgefahr.
Nach Ansicht des DLRG unterschätzen Eltern insgesamt die Gefahren von Gartenteichen und heimischen Schwimmbädern. Nach Angaben der Deutschen Lebens-Rettungs-Gesellschaft (DLRG) sind allein 2010 zwölf Menschen in privaten Gartenteichen und Swimmingpools ertrunken. Darunter waren sechs kleine Kinder im Alter bis zu drei Jahren. Im vergangenen Jahr waren es insgesamt fünf Menschen. Viele Erwachsene sehen einen kleinen Gartenteich mit 30 Zentimetern Wassertiefe nicht als gefährlich an. Selbst derart kleine Gewässer können aber zur tödlichen Bedrohung für die Kleinsten werden", sagt DLRG-Präsident Klaus Wilkens.
Eine weitere Gefahrenquelle ist der Teich in Nachbars Garten. Tore und Übergänge zum Nachbargrundstück sollten deshalb so gesichert werden, dass sie von Kindern nicht geöffnet oder überklettert werden können, raten die Experten. Die Eltern sollten frühzeitig ein Gespräch mit dem Nachbarn führen, um gemeinsam nach Lösungen zu suchen.
"Trockenes Ertrinken"


Gartenbesitzer, die ihren Teich, die Regentonnen oder den Pool nicht gesichert haben, müssen im Extremfall mit Haftungsfragen rechnen. Dabei warnen Experten, dass solche Ertrinkungsunfälle mit Kindern oft schnell und leise passieren. Die Fachleute sprechen dabei vom sogenannten trockenen Ertrinken: Wenn die Nase das kalte Wasser berühre, verschließe sich reflexartig der Kehlkopf, dadurch kann das Kind ersticken.
Zudem führe ein weiterer Grund schnell zu Unfällen. Der Schwerpunkt von Kleinkindern liegt wegen des großen Kopfes nicht wie bei Erwachsenen in Höhe des Bauchnabels, sondern in Höhe der Brust. Beugen sich Kleinkinder vor, um etwas Interessantes auf der glatten spiegelnden Fläche zu erkennen, fallen sie viel schneller ins Wasser.
Eltern können aber nach Ansicht der Lebensretter noch mehr tun: In speziellen Wassergewöhnungskursen der DLRG erlernen die Kleinsten in spielerischer Form frühzeitig wichtige Bewegungen und lebensrettende Verhaltensweisen im Wasser, noch bevor sie richtig schwimmen können.Extra

DLRG-Experten haben eine Liste mit Sicherheitstipps herausgegeben: Lassen Sie Kinder nicht unbeaufsichtigt baden! Selbst in der Badewanne oder im Plantschbecken können sie ertrinken. Sorgen Sie für Rutschsicherheit! Auch bei stehtiefen Schwimmbecken sollten Sie Kindern die Nutzung immer nur unter Aufsicht gestatten. Bottiche und Regentonnen können gefährlich werden. Sie sollten mit abschließbaren Deckeln gesichert sein. Schwimmbecken und Gartenteiche durch Schutzgitter oder andere Vorrichtungen sichern! Am besten eignen sich Einfriedungen durch Zäune mit absperrbaren Zugängen. Bloße Abdeckungen reichen nicht aus, da Kinder darunter geraten und ertrinken können. Gefahrenquellen befinden sich nicht immer nur auf dem eigenen Grundstück. Der Bach dahinter oder der Fischteich des Nachbarn wirken wie ein Magnet auf Kinder. Stellen Sie daher sicher, dass kein unbeaufsichtigter Zugang möglich ist. red

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