Experten werben für die Impfung

Berlin · Wer sich gegen die saisonale Grippe impfen lassen will, kann das ab sofort tun. Eine spätere Immunisierung gegen die Schweinegrippe bleibt trotzdem möglich. "Es spricht nichts dagegen, sich nacheinander impfen zu lassen", erklärte die Influenza-Expertin am Robert-Koch-Institut (RKI), Silke Buda, gestern in Berlin.

Der Impfstoff gegen die Wintergrippe bietet Schutz für mindestens ein halbes Jahr. Wir beantworten die wichtigsten Fragen rund um dieses Thema.

Welche Bedeutung hat die saisonale Grippe?
Nach der Bilanz des Robert-Koch-Instituts war die Grippewelle in der Saison 2008/2009 die stärkste seit dem Winter vor vier Jahren. Zwischen September 2008 und April 2009 kam es deshalb zu knapp 4,3 Millionen ärztlichen Konsultationen. In fast 1,7 Millionen Fällen wurden die Patienten durchschnittlich eine Woche lang krankgeschrieben. 18.700 Erkrankte wurden in eine Klinik eingewiesen. Zum Vergleich: In der Vorsaison 2007/2008 registrierten die Mediziner nur 1,4 Millionen Patientenbesuche wegen Grippe.

Kam es wegen der Grippe zu Todesfällen?
Genaue Zahlen für die abgelaufene Saison wird das Statistische Bundesamt erst in den kommenden Wochen veröffentlichen. Klar ist aber bereits, dass die über 60-Jährigen besonders stark von der jüngsten Erkrankungswelle erfasst wurden. Ihr Anteil an den Todesfällen dürfte daher überproportional hoch sein. Nach dem jetzigen Stand gab es die meisten Grippe-Opfer in der Saison 1995/96. Damals starben rund 26.000 Personen. Im Schnitt kommt es wegen einer "normalen" Grippewelle zu etwa 8000 Sterbefällen pro Jahr.

Wer sollte sich impfen lassen?
Neben der schon erwähnten Risikogruppe der über 60-Jährigen sollten sich auch Menschen mit chronischen Erkrankungen sowie das medizinische Personal gegen die saisonale Grippe impfen lassen. Die Impfungen werden von den Krankenkassen bezahlt. Eine rechtzeitige Impfung gegen die saisonale Grippe mindert nach Angaben des RKI auch das Risiko, an einer Doppelinfektion im Zusammenhang mit der Schweinegrippe zu erkranken. Dadurch wird gefährlichen Mutationen der verschiedenen Viren vorgebeugt.

Wer ist für die Schweinegrippe anfällig?
Das steht noch nicht eindeutig fest. Eine entsprechende Impfempfehlung wird es laut RKI in den nächsten Tagen geben. Experten gehen davon aus, dass über 60-Jährige womöglich besser vor der Schweinegrippe gefeit sind als jüngere Bevölkerungsgruppen. Dagegen gelten Schwangere als besonders stark durch das Virus gefährdet.

Wie entwickelt sich die Schweinegrippe?
Bislang hat das Robert-Koch-Institut 16.116 Infektionen registriert. Der vorläufige Höhepunkt bei den Neuinfektionen war Ende Juni. Binnen einer Woche gab es 2800 neue Fälle. Seitdem ist die Zahl der Neuerkrankungen rückläufig. Das RKI rechnet für den Herbst aber wieder mit einem Anstieg. Etwa jede vierte Neuinfektion erfolgt mittlerweile direkt in Deutschland. Todesfälle gibt es noch nicht. In der Uniklinik Bonn schwebt aber ein 35-jähriger Mann wegen der Schweinegrippe in Lebensgefahr.

Wann wird gegen Schweinegrippe geimpft?
Voraussichtlich ab Anfang Oktober. Dann könnte der Impfschutz zur Verfügung stehen. Bundesgesundheitsministerin Ulla Schmidt (SPD) rechnet mit bis zu 64 Millionen Interessenten. Nach einer Umfrage des Magazins "Der Spiegel" sind gegenwärtig 13 Prozent der Deutschen fest entschlossen, sich impfen zu lassen - das wären rund rund elf Millionen Personen.

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