Fachkräfte-Mangel als Zeitbombe

Produkte "Made in Germany" haben weltweit einen guten Ruf. Durch den wachsenden Fachkräfte-Mangel ist dieses Qualitätssiegel jedoch in Gefahr.

Berlin. (vet) Allein im Vorjahr habe das Defizit an hoch qualifizierten Arbeitnehmern zu einem Wertschöpfungsverlust von 3,5 Milliarden Euro geführt, klagt der Direktor des Vereins Deutscher Ingenieure (VDI), Willi Fuchs. Mittlerweile bleiben hierzulande durchschnittlich 25 000 Ingenieurstellen unbesetzt. Das sind rund 70 Prozent mehr als noch vor drei Jahren. "Wenn diese Entwicklung so weitergeht, wird es den Industriestandort Deutschland in zehn Jahren so nicht mehr geben", prophezeit Fuchs. Der VDI macht sich deshalb für einen "Nationalen Technikrat" stark, der einen obligatorischen Technikunterricht an Schulen, mehr Weiterbildung in Betrieben und den erleichterten Zuzug ausländischer Fachkräfte koordinieren soll. Eine Studie des Instituts der deutschen Wirtschaft belegt ein starkes Gefälle bei hoch qualifizierten Berufsgruppen. Während die Verfügbarkeit etwa von Juristen sowie Kunst- und Sprachwissenschaftlern weitestgehend den Marktanforderungen entspricht, sieht es in den Ingenieur- und Naturwissenschaften düster aus. Mehr als zwei Drittel der befragten Firmen stufen hier die Arbeitskräfte-Situation als schlecht bis sehr schlecht ein. Allein im Vorjahr wurden 63 000 Techniker vergeblich gesucht. Bei den Ingenieuren sieht es kaum besser aus. Der Anteil der unter 35-Jährigen in diesem Bereich ging seit 1996 um ein Drittel zurück. Vor allem Maschinenbau-Ingenieure werden von den Unternehmen umworben. Hier gibt es allein fast 12 000 offene Stellen. Auch Bauingenieure sind zunehmend gefragt. "Wenn wir nicht sofort gegensteuern, werden bis 2014 in Deutschland 60 000 Ingenieurstellen unbesetzt bleiben", warnt VDI-Präsident Bruno Braun. Dabei gibt es auch Lichtblicke. So wurde etwa in Rheinland-Pfalz der Anteil der naturwissenschaftlichen Schulfächer erhöht. Schüler in Brandenburg lernen im Unterrichtsfach Technik. Auch in den Betrieben wird offenbar umgedacht. Nach einer Erhebung sind 68 Prozent der Unternehmen willens, mehr Geld in die Qualifizierung ihrer Mitarbeiter zu investieren.

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