Fälliger Schnitt

Nun ist es auch in Rheinland-Pfalz soweit: Das Ende der Hauptschule kommt. Wieder einmal gilt, dass ein Ende mit Schrecken besser ist als ein Schrecken ohne Ende.

Die Abstimmung mit den Füßen läuft schon lange. Die Schüler blieben weg, weil ihre Eltern dort kaum noch aussichtsreiche Bildungs-Chancen sehen. Die Kinder aus Pro-blemfamilien und sozialen Brennpunkten taten ein übriges, das Image der Schule mehr oder weniger zugrunde zu richten, so dass selbst Rektoren nur noch feststellen können, dass ihre Schule im Sterbebett liegt. Die Hauptschulen standen zu lange allein gelassen mit all ihren Problemen im Abseits, dieser Vorwurf ist an die Adresse aller politisch Verantwortlichen zu machen.Das Ende dieses Auslaufmodells muss genutzt werden, einen Weg raus aus der bildungspolitischen Sackgasse zu finden. Natürlich haben auch Kritiker der Reform recht: Man kann die Hauptschule abschaffen, die Hauptschüler bleiben dennoch. Doch eine Neugliederung des Systems bietet die grundlegende Chance, vom Negativ-Image der Restschule wegzukommen und leistungsfähige Einheiten zu schaffen, die verstärkt individuelle Förderung ermöglichen. Hauptschulen müssen Sozialarbeit leisten, oft familiäre Probleme auffangen, und meist sind sie gleichzeitig für Integration und schulische Aufbauarbeit absolut gefordert. Das alles kann nur eine starke Mittelschule zwischen Grundschule und Gymnasium verkraften.

Parallel müssen Bildungswege aufgezeigt werden, die endlich auf die Pisa-Kritik reagieren, in der Deutschland immer wieder unter die Nase gerieben wird, dass sein gegliedertes Bildungssystem so früh und so beeinflusst von sozialen Kriterien sortiert wie kein anderes.

Und nicht zuletzt dürfen Absolventen des Bildungsganges Hauptschule sich nicht auf dem Lehrstellenmarkt verloren vorkommen. Die Schule muss mehr Basiswissen vermitteln, keine Frage. Die Betriebe müssen allerdings auch Chancen einräumen und dürfen sich nicht von vornherein auf Realschüler oder Abiturienten festlegen. Am Ende der Hauptschule haben viele mitgearbeitet. Der Schritt in eine neues zweigliedriges System ist fällig.

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