Fahnder fischen Steuersünder ab

Der Steuerskandal wirft die Frage nach der Steuerehrlichkeit der Deutschen auf. An den Grenzen zu Luxemburg stellt sich dieses Problem für die Fahnder der Mobilen Kontrollgruppe aber das ganze Jahr über. Bei ihrer Suche nach Drogen, Waffen und Schwarzgeld aus kriminellen Quellen geht den Beamten so mancher Steuersünder ins Netz.

Trier. Mit quietschenden Reifen jagt das Zollfahrzeug einem Kleinlastwagen hinterher. Das Auto ist gerade an der Kontrollstelle der Mobilen Einsatzgruppe Bitburg vorbeigefahren, obwohl ein Beamter den Wagen mit der Kelle auf den Parkplatz gewunken hat. Werner Thiel bleibt indes ganz cool. "Das haben wir häufiger", sagt der Leiter der Zollgruppe. Wenige Minuten später kehren die Kollegen zurück und bestätigen diese Einschätzung. "Der Fahrer hatte nur ein wenig zu viel Kaffee in Luxemburg eingekauft." Für die Beamten Routine. Ihren Schwerpunkt haben sie heute auf Geldtransfers gelegt. Auf den Grenzstraßen nach Luxemburg wird die Bitburger Truppe dabei immer fündig. Denn viele deutsche Steuerzahler haben Konten im benachbarten Großherzogtum. Dabei fahnden die Beamten in erster Linie gar nicht nach solchen Steuersündern. Sie suchen vor allem nach Geld aus kriminellen Aktivitäten wie Prostitution und Rauschgifthandel. Wer aber von den Fahndern angehalten wird und mehr als 10 000 Euro Bargeld mit sich führt, muss erklären, woher sein Geld kommt und was er mit den Tausendern anfangen möchte. Auf der Suche nach Geldwäsche stellen die Kontrollbeamten Verdächtigen zweimal die Frage, ob sie mehr als 10 000 Euro mit sich führen. "Wer uns belügt, begeht eine Ordnungswidrigkeit und muss ein Bußgeld zahlen", erklärt Thiel. Zudem wird eine Mitteilung an das zuständige Finanzamt erteilt, sagt der Fahnder. Und die Bitburger Beamten sind bei ihrer Arbeit äußerst erfolgreich.Sechsstellige Beträge keine Seltenheit

Im vergangenen Jahr wurden aufgrund ihrer Ermittlungen Bußgelder in Höhe von insgesamt 200 000 Euro ausgesprochen. "Es ist keinen Seltenheit, dass wir Verdächtige mit sechsstelligen Beträgen erwischen", sagt der Einsatztruppen-Leiter. Dabei versuchen die "Schwarzgeld-Schmuggler" mit allen möglichen Tricks, dem Zugriff zu entgehen. "Das Geld wird schon mal in der Unterwäsche versteckt, im Türrahmen des Autos oder auch in voll gestopften Drecktüten." Doch die Beamten haben ein "Näschen" für ihre Kandidaten. "Mit der Zeit entwickelt man einfach ein gewisses Raster", erklärt Thiel. Gerade im Bereich der Rauschgiftdelikte ist das hilfreich. "Inzwischen sind Drogenkuriere im Alter zwischen 40 und 60 Jahren unterwegs, von denen man so etwas nicht erwarten würde." Thiels Kollegen haben inzwischen einen gelben Sportwagen herangewunken. 5000 Euro hat das Pärchen dabei. Kurios nur: Der Mann will nichts davon wissen, dass seine Frau das Geld dabeihatte. Nach dem Fahndungserfolg in Liechtenstein ist die Zahl der aufgegriffenen "Geldschmuggler" an der Luxemburger Grenze nicht höher als sonst.Diesmal gingen den Beamten drei Sünder ins Netz. Sie hatten Bankbelege über mehr als 100 000 Euro bei sich. Ein Erwischter mit 14 000 Euro in der Tasche wird ein Bußgeld zahlen müssen. Für die Beamten: "Normales Tagesgeschäft." extra Bankenplatz Luxemburg: Luxemburg ist einer der größten Finanzplätze der Welt. Finanzdienstleistungen und unternehmensbezogene Dienstleistungen steuern heute knapp 50 Prozent der luxemburgischen Bruttowertschöpfung bei. Der Finanzsektor allein verbucht an der Beschäftigung einen Anteil von 12,5 Prozent und beschert dem Staat mehr als 40 Prozent der Steuereinnahmen. Mit der EU-Richtlinie zur Zinsbesteuerung hat Luxemburg sich bereiterklärt, dass alle Zinszahlungen von Banken an Ausländer direkt an den Heimatfiskus gemeldet werden - abgeführt wird aber nur eine anonyme Quellensteuer. Das Bankgeheimnis bleibt unangetastet. Damit ergeben sich immer einige Schlupflöcher, denn davon betroffen sind nur Sparzinsen. Viele Anlageformen werden nicht von der Steuer erfasst: Aktiendividenden, Kursgewinne oder andere Kapitalerträge. Außerdem gilt die Quellensteuer nur für "natürliche Personen". In Banker-Kreisen wehrt man sich indes gegen einen Vergleich mit Liechtenstein. "Bei uns läuft nicht der Geldadel auf", meint ein Anlagenberater. (hw)

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