Fahrer in Trier brauchen die meiste Geduld

Die auf Verkehrsanalysen spezialisierte Gesellschaft Inrix listet die schlimmsten Stauzonen Deutschlands auf. Trier spielt darin eine zentrale Rolle: Die Römerstadt hat nicht die längsten und schlimmsten Staus, aber den höchsten durch Verkehrsstörungen verursachten Zeitverlust.

 Triers schlimmste Stau-Strecke ist die A 64. TV-Foto: Archiv/Friedemann Vetter

Triers schlimmste Stau-Strecke ist die A 64. TV-Foto: Archiv/Friedemann Vetter

Trier. Es ist ein scheinbarer Widerspruch: Die Stadt mit den längsten Staus ist keineswegs die Stadt mit der höchsten Quote von im Stau vergeudeter Zeit. Die Staus in Trier sind nicht so lang und extrem, wie es im Ruhrgebiet der Fall ist. Dennoch steht jeder Autofahrer, der nach oder durch Trier rollen muss, im Jahresmittel länger in Staus als die Leidensgenossen im Ruhrpott oder auch in Berlin und Hamburg.

Sowohl die Berechnungsmethode als auch der Weg der Datengewinnung sind weltweit einmalig. Die Gesellschaft Inrix mit Hauptsitz in Washington/USA arbeitet auch in Deutschland mit Verkehrsbetreibern, Verbänden wie dem ADAC, Herstellern von Navigationssoftware und auch Behörden wie dem Landesbetrieb für Mobilität zusammen. Die Daten für ihre Verkehrsanalysen liefern weltweit Millionen von Fahrzeugen, die durch die untersuchten Regionen rollen und 24 Stunden am Tag 365 Tage im Jahr über Satellit senden, wie schnell sie dabei unterwegs sind und welche Wege sie nutzen. Speditionen, Taxiunternehmen und Verkehrsbetreiber rüsten ihre Flotten im Auftrag von Inrix mit solchen Sendern aus.

Das Ergebnis ist eine Datenbasis mit hoher Detailtiefe. "Unsere Messungen gehen über stationäre Zählungen und statistische Erhebungen hinaus", sagt Inrix-Europa-Chef Hans-Hendrik Puvogel. "Die mit unseren Sendern ausgerüsteten Fahrzeuge berichten minütlich. So analysieren wir die 35 größten Ballungsräume in Deutschland mit den relevanten Autobahnen und Landstraßen." Zu den Abnehmern dieser Analyse gehört auch der Landesbetrieb Mobilität Rheinland-Pfalz. "Gerade hier funktioniert die Zusammenarbeit hervorragend", betont Puvogel. ."So soll unser Report zum besseren Verständnis der Verkehrsstörungen auf Deutschlands Straßen beitragen und den Behörden helfen, den Kollaps zu verhindern."

Der Inrix-Report umfasst die Ballungsräume mit den extremsten Staus in Deutschland. Hier werden alle Störungen gemessen und bewertet. Die schlimmsten Drei sind das Ruhrgebiet, Hamburg und Berlin. Zur Analyse gehört auch die jeweils ungünstigste Zeit, auf der Straße unterwegs zu sein (siehe Tabelle). Hier landet Trier auf Platz 24. Die stärksten Störungen im Großraum Trier fand Inrix auf der A 64 freitags von 17 bis 18 Uhr.

Die schlimmsten Verkehrsengpässe sind ebenfalls Bestandteil der Analyse. Das Projekt "Mittlerer Ring Südwest" in München ist hier Spitzenreiter: In der Heckenstallerstraße fließt der Verkehr im Schnitt an 13,8 Stunden pro Tag langsamer als 23 Stundenkilometer. Die A 1 bei Köln Richtung Euskirchen in Höhe Bocklemünd folgt auf Platz fünf.

Fazit: Die Staus in Trier sind nicht die längsten, aber das Fehlen von Alternativstrecken, die Enge und die Häufigkeit - eine kleine Baustelle oder ein liegengebliebenes Fahrzeug reichen aus - fordern von den Fahrern in Trier deutschlandweit die meiste Geduld.

Meinung

Zu eng, zu klein, zu provinziell

Jeder Pendler, Besucher und Einwohner der Stadt Trier, der täglich über die Straßen und Autobahnen des Oberzentrums rollen muss, hat es längst gefühlt. Trier ist der Spitzenreiter in den Disziplinen Ärger, Frust und unfreiwillige Wartezeit im Stau. Es sind nicht nur die großen Zusammenbrüche, sondern vor allem die vielen kleinen Baustellen, Bagatellunfälle und steinzeitlichen Ampelschaltungen. Schon wenn sich ein Fahrer am Moselufer verschaltet und den Motor abwürgt, bildet sich hinter ihm ein Stau. Triers Straßennetz ist zu eng, zu klein, zu provinziell für eine Stadt mit einer Uni, einem Heer von Pendlern und Scharen von Besuchern. j.pistorius@volksfreund.de

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