Fall Hasenhüttl: Schelte für Trierer Bischof

TRIER. (sey) Weil er dem katholischen Theologen Gotthold Hasenhüttl die Lehr-Erlaubnis entzogen hat, wächst die Kritik an Triers Bischof Reinhard Marx. Jüngster Stein des Anstoßes: Mehrere angehende Religionslehrer müssen sich einen neuen Prüfer suchen. "Kein Problem", meint das Bistum.

Für eine saarländische Studentin kommt das vom Trierer Bischof erlassene Dekret zur Unzeit. Ihre Prüfung als Religionslehrerin steht unmittelbar bevor, die Themen hatte sie bereits mit dem Saarbrücker Theologie-Professor Gotthold Hasenhüttl als zuständigem Prüfer abgesprochen. Mitten in der Vorbereitung muss sich die junge Frau jetzt nach einem neuen Prüfer umschauen. Denn der 72-jährige Hasenhüttl hat seit vergangener Woche keine Lehr-Erlaubnis ("Nihil obstat") mehr, darf angehende Religionslehrer somit nicht mehr prüfen. "Kein Problem", meint dagegen Bistumssprecher Hans Casel. Auch ohne den seit mehreren Jahren emeritierten Theologie-Professor könnten "die anstehenden Prüfungen ordnungsgemäß und ohne Zeitverzug abgenommen werden". Was Hasenhüttl selbst als "unmenschlich und unchristlich" bezeichnet, ist für den Trierer Bischof die logische Konsequenz eines Verstoßes gegen die kirchliche Ordnung. Der saarländische Priester hatte beim Ökumenischen Kirchentag in Berlin 2003 auch evangelische Christen zur Kommunion eingeladen. Dies ist Katholiken allerdings untersagt, wie Papst Johannes Paul II. erst kurz vor seinem Tod noch einmal ausdrücklich bekräftigte. Hasenhüttl wurde zunächst vom Priesteramt suspendiert, nun folgte der Entzug der Lehr-Erlaubnis. "Jetzt kann mich Marx nur noch exkommunizieren", sagte der Saarbrücker Theologe dem TV. Hasenhüttls Möglichkeiten, gegen den Entzug der Lehr-Erlaubnis vorzugehen, sind begrenzt. Schriftlich habe er Bischof Marx bereits ersucht, das Dekret wieder aufzuheben, sagt der Theologe. Wenn dieser sich weigert, bleibt dem 72-Jährigen nur noch eine Beschwerde beim Papst. Auf teils harsche Kritik traf die Entscheidung des Trierer Bischofs in mehreren Internet-Foren. Sowohl im Blog des Trierischen Volksfreunds als auch im Gästebuch des Bistums wird die Abstrafung Hasenhüttls überwiegend negativ kommentiert. Kritik kommt auch vom Präses der Evangelischen Kirche im Rheinland, Nikolaus Schneider: "Wir haben ein anderes Verständnis vom Lehramt. Deswegen irritiert uns ein Entzug der Lehrerlaubnis, der nicht auf eine grundsätzliche Leugnung des Glaubens zurückgeht."

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