Fast jeder Schuss ein Treffer

TRIER. Drei Tage lang haben Polizei und Zoll den Schwerlastverkehr in der Region kontrolliert - mit durchschlagendem Erfolg.

"Gestern war wirklich jeder Schuss ein Treffer", berichtet Jovan Samida von der Polizei Luxemburg am Dienstag. Samida absolviert derzeit mit drei weiteren Beamten aus dem Großherzogtum einen Gefahrgut-Lehrgang. Bei der Aktion sind sie als Beobachter dabei, um Erfahrungen zu sammeln. "30, 40 LKW" hätten die Kollegen am Kontrollpunkt Hetzerath (A 48) in die Mangel genommen. "Und nur bei zwei oder drei Fahrzeugen war alles okay." Großeinsatz für Polizei und Zoll in der Region Trier: Mehr als 50 Beamte aus den rheinland-pfälzischen Präsidien, Vertreter des Landeskriminalamts, der Gewerbeaufsicht und des Umweltamts haben von Montag bis Mittwoch den Schwerlastverkehr unter die Lupe genommen. Vor allem Gefahrgut wurde kontrolliert. Für viele "Prüflinge" gilt: Mängel am Laster, Ladung schlecht gesichert, Papiere lückenhaft, Fahrzeit überschritten. Andere haben gar den Geschwindigkeits-Begrenzer manipuliert, um ungehemmt Gas geben zu können. Und gegen vier Transportunternehmen wird am Ende ein Ermittlungsverfahren wegen umweltgefährdender Abfallbeseitigung eingeleitet. Ein LKW ist mit Riss im Reifen und etlichen weiteren Schäden unterwegs, während unten heraus Flüssigkeit auf die Fahrbahn leckt. Seine Ladung: Bauplatten. Am Rastplatz Markusberg kurz vor Luxemburg wird am Dienstag ein weißrussischer Fahrer gestoppt, der tonnenweise Papier kutschiert. Ohne Absicherung. Nicht nötig, meint der Fahrer, zum Verrutschen sei seine Ladung doch viel zu schwer. Die Beamten sehen das anders. Wird ein Verstoß registriert, ist noch lange nicht klar, wer zwischen Absender und Adressat dafür zu haften hat - und in welcher Höhe. "Die Fahrer sind das schwächste Glied in dieser Kette", sagt Jovan Samida. "Aber mit denen haben wir es immer zu tun." Wenn der Chef dann nicht ans Telefon gehen wolle, werde es richtig schwierig. Dann zieht sich der Vorgang wie Kaugummi. Zudem sei die Gefahrgut-Verordnung eine äußerst komplizierte Angelegenheit. Karl-Heinz Bier von der Polizeidirektion Wittlich packt den kiloschweren Regelkatalog aus. Dort steht wirklich alles drin, mitsamt den flüssigen, gasförmigen, brennbaren oder infektiösen Gefahrstoffen von Aceton bis Zinkcyanid. "Man kann nie sofort sagen, wie viel ein Verstoß kostet", sagt Bier. Allerdings: "Wenn Gefahrgut zum Beispiel nicht ordentlich gesichert ist, gibt es direkt einen viel höheren Bußgeld-Ansatz." Dann sind schnell ein paar hundert Euro weg. Zumindest die LKW-Piloten, das ist die beruhigende Nachricht in dieser Kontroll-Woche, scheinen weitgehend fit: "Ein betrunkener Fahrer wie letztes Jahr bei dem Unfall in Neuendorf ist wirklich ein Ausreißer", sagt Einsatzleiter Günter Scalla, Chef des Gefahrgut-Kontrolltrupps beim Präsidium Trier.Einsatz zwischen Lastwagen und Erlkönigen

Schon rollt der nächste Sattelschlepper auf den Rastplatz Rivenich: "Hier ist richtig munteres Treiben", sagt Scalla und lacht. Stimmt: Zwischendurch schlängeln sich zwei schwarze Ford-Erlkönige an den Lastwagen und Polizeifahrzeugen vorbei. Rivenich werden sie wohl so schnell nicht mehr ansteuern. Die Kontrolle - inklusive Hubschrauber, der von oben verdächtige Kandidaten herauspickt und meldet - mag in dieser Größenordnung eine Ausnahme sein. "Aber wir sind das ganze Jahr über unterwegs", sagt Scalla. "Und wir haben auch Erfolge. Die Leute sollen wissen, dass hier kein Gefahrgut-Transport unkontrolliert durch die Region fährt."

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