Fatale Nebenwirkungen

Zugegeben, man kann es kaum mehr hören, aber es entspricht der Wahrheit: Fast alle Haushalte sind chronisch defizitär, die Kreise stehen vor dem Bankrott, die Umlagen müssen erhöht werden, die Pflichtausgaben fressen die Etats auf, Raum für Investitionen ist nicht mehr vorhanden und überhaupt - die kommunale Selbstverwaltung ist der Verwesung nahe.

Ergo: Alle müssen sparen, am besten ohne zu jammern. Also, auf geht‘s. In der Tat sollte man viel, an manchen Stellen sogar sehr viel Verständnis aufbringen zum Beispiel für die Agrarverwaltungsreform, für die Privatisierung von Bauhöfen, für Einsparungen bei Schwimmbädern, für das Schaffen schlanker Verwaltungen, für kleinere Vereinszuschüsse und die Zusammenlegung von Feuerwehren, solange sie effizient bleiben. An einem Punkt ist jedoch Schluss mit lustig. Dann nämlich, wenn es um elementare menschliche Bedürfnisse und Gleichbehandlung geht. Damit wären wir beim Rettungsdienst und der Novellierung des gleichnamigen Gesetzes. Bei allem Verständnis für die Interessen von privaten Transportunternehmen; aber es geht nicht an, dass über diesen Handel im flächengrößten Kreis des Landes womöglich Rettungswachen geschlossen werden müssen. Dies nämlich hätte zur Folge, dass der akute Herzinfarkt-Patient im Ballungsraum lebensrettende Hilfe bekäme, während der mit dem exakt gleichen Krankheitsbild im Islek oder in der Fidei bereits die Augen für immer schließt. Diese fatalen Nebenwirkungen bereits im Keim zu ersticken, ist Aufgabe der Politik. Gleichzeitig wäre es angemessen, wenn sich nicht nur (alle!) Abgeordnete und hohe Verbandsfunktionäre, sondern auch "kleinere" Mandatsträger, besonders die in den räumlich betroffenen Gemeinden, mit Nachdruck gegen diese Entwicklung zur Wehr setzen würden. m.reuter@volksfreund.de

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