Fehltritt zum schlechtesten Zeitpunkt
Neue Hoffnung im Lager von Hillary Clinton: Ihr Konkurrent Barack Obama hat sich bei einer privaten Spendensammel-Veranstaltung in Kalifornien unglücklich über Niedrigverdiener in Pennsylvania geäußert.
Washington. (die) Ein Comeback von Hillary Clinton in einem Rennen um die Präsidentschafts-Nominierung, in dem sie mit über 100 Delegierten im Minus hoffnungslos zurückliegt? Politische Beobachter in den USA halten die Aussichten der Senatorin, den Demokraten-Parteifreund Barack Obama bis zum Parteitag im Sommer doch noch zu übertrumpfen, allein rechnerisch für fast unmöglich. Doch wenige Tage vor der Vorwahl im Arbeiter-Staat Pennsylvania am 22. April schöpft man im Lager der ehemaligen First Lady neue Hoffnung auf einen Wandel - vor allem unter jenen "Super-Delegierten", die am Ende nach freiem Willen und völlig ungebunden durch "Primary"-Ergebnisse ihre Sympathien verteilen können. Denn Barack Obama hat sich einen so massiven wie unerklärlichen Tritt ins Fettnäpfchen geleistet, dass selbst eine Schadensbegrenzung nach der Devise, er habe sich ungeschickt ausgedrückt, die Wogen der Erregung nicht niederhalten kann. Es waren nur zwei wenig schmeichelhafte Sätze, die Obama bei einer privaten Spendensammel-Veranstaltung am 6. April in Kalifornien über Niedrigverdiener in Pennsylvania fallen ließ - und die dann mit Verspätung den Weg ins Internet und somit an die Öffentlichkeit fanden: "Mich überrascht nicht, dass diese Menschen verbittert sind. Dass sie ihren Frust ausdrücken, in dem sie sich an Waffen klammern, an Religion oder an Antipathie gegen jene, die anders sind als sie oder die eingewandert sind." Das war eine Steilvorlage für Clinton, die flugs den Wahlkampf zum Klassenkampf erklärte: Obama sei ein Vertreter der "Elite" und ein "Spalter", lästert seitdem die Ex-First Lady bei jedem Auftritt - ein schlechtes Etikett für einen Politiker, der in einer Vorwahl im durch die schlechte Wirtschaftslage besonders betroffenen Pennsylvania punkten will. Eine Einschätzung, die auch von politischen Kommentatoren in den USA geteilt wird. "Diese Aussage Obamas gibt Hillary Clinton zu einem Zeitpunkt neuen Rückenwind, an dem ihre Berater bereits verzweifelten," analysiert Mike Allen von der Webseite "politico.com". Und: "Einige Menschen wenden sich nicht der Religion zu, weil sie bitter sind, sondern weil sie gläubig sind." Warum sich Barack Obama einen derart schwerwiegenden Faux pas ausgerechnet zu einem Zeitpunkt leistete, wo er eine sichere Führung innehat, macht den verbalen Fehltritt nur noch rätselhafter.