Fingerspitzengefühl, bitte!

Schulschwänzer mit elektronischen Fußfesseln überwachen - dieser Vorschlag von Unions-Politikern ist völlig inakzeptabel. Ein solcher Schritt würde Schulschwänzer kriminalisieren und sie damit eher auf die schiefe Bahn treiben als davon fernhalten. Die Rheinland-Pfälzer haben völlig Recht, wenn sie Prävention für das Gebot der Stunde halten. Es macht Sinn, anzusetzen, bevor junge Leute schulmüde werden, durch Städte streifen, anstatt im Klassenzimmer zu sitzen und dabei auf dumme Gedanken kommen. Zudem ist vorbeugende Sozialarbeit deutlich kostengünstiger als Projekte zur Resozialisierung. Das heißt allerdings nicht, dass man sich auf die Prävention allein verlassen sollte. Es wird immer Jugendliche geben, bei denen die besten pädagogischen Konzepte nicht greifen. In solchen Fällen darf durchaus darüber nachgedacht werden, ob nicht auch einmal die harte Hand angebracht ist. Ein Modellversuch in Nürnberg, bei dem Polizisten auf Schulschwänzer angesetzt wurden, hat sowohl die Zahl der "Drückeberger" als auch die der Ladendiebstähle gesenkt. Über ein hartes Vorgehen sollte aber im Einzelfall entschieden werden - eine eiserne Hand, die nach dem Gießkannenprinzip jeden Schulschwänzer ohne Unterschied trifft, richtet mehr Unheil an, als sie Positives bewirkt. Und schließlich ist bei der Auswahl der Methoden Fingerspitzengefühl gefragt. Das schließt ein Vorgehen nach der Big-Brother-Manier, wie es die Fußfessel wäre, grundsätzlich aus. i.kreutz@volksfreund.de

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