Flüchtlinge können Anträge schneller stellen - Viele Papiere sind gefälscht
Trier · Es ist ein Berg an Arbeit, der auf die Mitarbeiter des Aufnahmezentrums in Trier wartet: In Rheinland-Pfalz stapelt sich die Zahl unerledigter Asylanträge. Der Bund baut nun Stellen aus, damit Flüchtlinge schnell Gewissheit haben.
Jeden Tag rollen auf dem Petrisberg Busse mit Menschen vor, die vor Krieg und Gewalt geflohen sind. Die Flüchtlinge kommen aus Syrien, Eritrea, dem Irak. Im Aufnahmezentrum sitzen sie, weil sie Asyl beantragen wollen. Kinder spielen in den Wartezimmern mit Autos, Eltern blicken aus den Fenstern.
Reichlich Geduld
Doch wer hier sitzt, bringt eh schon reichlich Geduld mit. Bis zu 15 000 Menschen konnten allein in Rheinland-Pfalz noch keinen Asylantrag stellen. Bis Ende Oktober sollen sie alle das schaffen - und auch zu den Gründen gehört werden, warum sie nach Deutschland gekommen sind. Ende des Jahres könnten sie Gewissheit haben, ob ihnen Asyl gewährt wird. Das Ziel nennt Georg Thiel, stellvertretender Leiter des Bundesamtes für Migration und Flüchtlinge (Bamf).
So flott geht es plötzlich, weil der Bund das Personal aufgestockt hat. Im Aufnahmezentrum auf dem Petrisberg waren bis Juli noch etwas mehr als 50 Mitarbeiter beschäftigt. Inzwischen sind es 80, im September sollen es 100 sein. Sie erfassen, wie die Menschen heißen, tragen ihre Daten zusammen und hören sie an. "Es war nicht einfach, Mitarbeiter zu finden", sagt Thiel. "Sie müssen qualifiziert sein - und der Arbeitsmarkt in der Region ist gesättigt."
Das Bamf sah sich zuletzt dem Vorwurf ausgesetzt, zu wenig Stellen zu schaffen und Anträge zu langsam zu bearbeiten. Besonders die rheinland-pfälzische Landesregierung übte Kritik. Ministerpräsidentin Malu Dreyer (SPD) sagt nach einem Besuch am Montag hoffnungsvoll, dass es jetzt aufwärtsgehe. Sie forderte vom Bamf, dass die Flüchtlinge in Rheinland-Pfalz bis Ende des Jahres einen klaren Verfahrensstand haben.
Sacharbeiter in Trier erleben aber auch böse Überraschungen. Es habe schon zwei Fälle gegeben, wo man von der Terrormiliz Islamischer Staat (IS) gekaperte Ausweise entdeckt habe, sagt Mitarbeiter Markus Fasel. Das bedeute nicht, dass es sich um Terroristen gehandelt hat. "Die Informationen geben wir aber direkt ans Bundeskriminalamt weiter." Und: Zehn bis 15 Prozent aller Dokumente seien gar gefälscht. Georg Thiel relativiert die Zahl: "Es gibt viele Menschen, die Papiere fälschen oder wegwerfen mussten, um überhaupt ihr Land verlassen zu können."