Flüchtlinge sind keine Bedrohung

Flüchtlingsstrom. Wie selbstverständlich benutzen wir diese Worte.

So, als ob die Tausende von Flüchtlingen, die derzeit nach Deutschland kommen, eine Naturkatastrophe wären, die uns bedroht, vor der wir uns schützen müssen. Es handelt sich um Menschen. Um Menschen, die auf der Flucht sind. Vor Krieg, vor politischer oder ethnischer Verfolgung, vor wahnsinnigen Terrorkriegern. Sie fliehen, um ihr Leben zu retten. Vielleicht auch vor dem Elend, der Armut in ihrer Heimat. Nicht wir sind bedroht. Diese Menschen sind bedroht. Sie suchen Rettung bei uns. Ist das so verwerflich?Über 50 Millionen Menschen weltweit sind auf der Flucht. Angesichts der weltweiten Krisen werden es wohl noch mehr werden. Und wir überlegen, ob 100 000 Flüchtlinge in unserem Land zu viel sind. Die meisten dieser Flüchtlinge schaffen es noch nicht einmal bis nach Deutschland, noch nicht einmal bis nach Europa, das seine Stacheldrahtzäune hochgezogen hat, um sich vor den Ärmsten der Armen zu schützen.Keiner wird wohl freiwillig Hals über Kopf seine Heimat verlassen, sein Dorf, sein Haus, seine Familie, wenn es nicht um Leben und Tod geht. Keiner wird sich freiwillig in Lebensgefahr begeben, auf überfüllten Booten übers Meer schippern, die jederzeit untergehen können, dubiosen Schleppern sein ganzes Vermögen zahlen.Das sollten sich alle überlegen, die in übelster Stammtischmanier über die "Schmarotzer" schimpfen, die angeblich nur hierherkommen, um von unserem Sozialsystem zu profitieren. Die hier faul rumliegen und Geld kassieren. Geschürt wird dieser längst nicht mehr versteckte Fremdenhass von Politikern, die in den Flüchtlingen eine Bedrohung sehen und sie am liebsten wieder nach Hause schicken wollen.Stattdessen sollte alles dafür getan werden, dass diese Menschen, die zum Teil nur mit dem, was sie am Leibe tragen, zu uns kommen, hier menschenwürdig leben können. Dazu zählt vernünftiger Wohnraum, keine Kaserne, keine Container. Dazu zählt, dass ein Flüchtling mehr wert sein muss, als 502 Euro. Und dass Menschen, die hier Schutz vor dem Tod, vor Hunger und Elend suchen, nicht per Gesetz ausgegrenzt werden dürfen. Sie müssen die Möglichkeit haben, hier so schnell wie möglich arbeiten zu können und durch das Sozialsystem abgesichert zu sein.Dazu zählt auch, dass Schluss sein muss mit dem Schwarze-Peter-Spiel, ob nun Bund oder Land mehr Geld in die Hand nehmen müssen. Es geht um Menschen. Um Menschen, die zu uns kommen, damit sie überleben. b.wientjes@volkfreund.de

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort