Flutopfer nicht doppelt bestrafen

GENF/Berlin. (dpa) Die Deutschen haben mit mehr als 350 Millionen Euro für die Flutopfer in Asien einen neuen Spendenrekord aufgestellt. Nach Angaben des Deutschen Instituts für soziale Fragen (DZI) vom Dienstag handelt es sich um die größte Spendenaktion der Nachkriegszeit.

Bei 38 Grad im Schatten errichten Rekruten der thailändischen Armee im Grenzgebiet zu Burma Holzhütten für Opfer der Flutkatastrophe. Unzählige Menschen sind in Flüchtlingslagern aus Zelten untergebracht. Foto: dpaDer bisherige Spendenrekord von 350 Millionen Euro bei der Elbeflut im Jahr 2002 sei deutlich überschritten worden. Bundesaußenminister Joschka Fischer sicherte zum Abschluss seiner Reise durch die asiatischen Flutgebiete langfristige und umfassende Hilfe beim Wiederaufbau zu. Die Weltöffentlichkeit steht zu ihren für die Flutopfer in Südasien eingegangenen Verpflichtungen. Am Dienstag bekamen die Vereinten Nationen von den geforderten rund eine Milliarde Dollar für Sofort-Nothilfe fast drei Viertel zusammen. Eine Geberkonferenz in Genf sicherte der Weltorganisation 717 Millionen Dollar (546 Mio Euro) sofort zu. Das gab UN-Nothilfekoordinator Jan Egeland am Abend bekannt. UN-Generalsekretär Kofi Annan hatte 977 Millionen Dollar (743 Mio Euro)verlangt, damit den Flutopfern zunächst ein halbes Jahr lang Not- und Aufbauhilfe geleistet werden kann. Deutschland will 500 Millionen Euro geben. Bei einem im Bundeskanzleramt geplanten Treffen zur deutschen Hilfe für die Flutopfer soll versucht werden, das Krisengebiet in Regionen aufzuteilen und diese den Bundesländern zuzuordnen. Das sagte der rheinland-pfälzische Ministerpräsident Kurt Beck (SPD) beim Neujahrsempfang der Landesregierung. Das Land wolle sich in einer dieser Regionen engagieren. Die Landesregierung habe zudem beschlossen, eine Million Euro zur Verfügung zu stellen. „Wir werden uns bei unserer Hilfe für die Flutopfer vor allem darauf konzentrieren, den ärmsten und am härtesten Getroffenen zu helfen, und das sind Frauen und Kinder“, sagte Bundesentwicklungsministerin Heidemarie Wieczorek-Zeul. Zwei Millionen Menschen sind laut den Vereinten Nationen in den Flutgebieten auf Hilfe angewiesen. „Wir müssen einen Schlachtplan für die nächsten sechs Monate aufstellen und ihn ständig überarbeiten“, sagte die Sprecherin des UN-Welternährungsprogramms WFP, Bettina Lüscher. Außenminister Fischer betonte, auch der Tourismus gehöre zum Wiederaufbau. Blieben die Urlauber aus, breche den Menschen die Lebensgrundlage weg. „Man darf die Länder jetzt nicht doppelt bestrafen.“ Inzwischen ist die Zahl der als vermisst gemeldeten Deutschen leicht von 719 auf 678 zurückgegangen. Allein in den vergangenen 24 Stunden hätten sich über 40 Deutsche bei der Polizei zurückgemeldet, sagte der Staatssekretär im Auswärtigen Amt, Klaus Scharioth. Dennoch sei davon auszugehen, dass die Zahl der Vermissten höher liegen könnte. j.e./alf

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