Fortschritt nach Pisa

BERLIN. Deutschland hat fünf Jahre nach dem "Pisa-Schock" sein Bildungssystem deutlich verbessern können. Dennoch sind aber gewaltige Anstrengungen nötig, um Anschluss an den internationalen Leistungsstand zu bekommen. Dies ist das Fazit des am Dienstag in Berlin vorgestellten neuen OECD-Bildungsberichts.

Im viel kritisierten deutschen Bildungssystem gibt es eine erkennbare Trendwende zum Besseren. Zu einer ,,echten Wissensgesellschaft" ist der Weg aber noch weit. Es sind noch gewaltige Anstrengungen erforderlich, um Anschluss an den internationalen Leistungsstandard von Hochschulen und Schulen zu bekommen und den Anforderungen der Globalisierung gewachsen zu sein. Und nach wie vor gibt Deutschland zu wenig Geld für Bildung aus. Das sind die Kernaussagen einer Vergleichsstudie der Organisation für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung (OECD), die am Dienstag in Berlin vorgestellt wurde. Die Studie ,,Bildung auf einen Blick - 2005" gibt Auskunft über den Bildungsstand der Bevölkerung in den 30 wichtigsten Industrienationen. Eine eindeutige Trendwende gibt es laut OECD-Studie bei den Spitzenqualifikationen. So stieg die Zahl der Abschlüsse bei Hochschulen und Fachhochschulen in Deutschland von 16 Prozent eines Jahrgangs im Jahr 1998 auf 19,5 Prozent im Jahr 2003. Allerdings liegt der Mittelwert aller OECD-Länder mit 32,2 Prozent nach wie vor deutlich höher. Um auch hier international noch schneller Anschluss zu finden, mahnt die Studie ein deutlich höheres Reformtempo an. Positiv bewertet wird, dass von 1998 bis zum Jahr 2003 die Zahl der Studienanfänger eines Altersjahrgangs von 28 auf 36 Prozent gestiegen ist. Im internationalen Vergleich macht sich allerdings auch dieser Trend eher bescheiden aus, liegt Deutschland damit doch weiter auf einem hinteren Platz. Denn im Schnitt aller OECD-Mitgliedsstaaten nehmen heute immerhin 53 Prozent eines Altersjahrgangs ein Studium auf, in Polen und Finnland sogar 70 Prozent. Seit 1998 ist die Zahl der Studienanfänger in den Naturwissenschaften um 79 und die in den Ingenieurwissenschaften um 55 Prozent gestiegen. Gelobt werden auch die neuen, zeitlich aufeinander aufbauenden Bachelor- und Master-Studienangebote und die hohe Zahl deutscher Patente. Die deutschen Hochschulen erfreuen sich einer großen Beliebtheit unter ausländischen Studenten. So wählten elf Prozent aller Studierenden in der OECD, die nicht in dem Land ihrer Nationalität studierten, ihren Studienplatz in Deutschland. Damit liegt die Bundesrepublik an dritter Stelle der beliebtesten Gastländer hinter den USA (28 Prozent) und Großbritannien (zwölf Prozent).Wenig Geld für Grundschulen

Im Vergleich gibt Deutschland nach wie vor zu wenig Geld für Bildung aus. Während Norwegen, Schweden, Belgien, Dänemark oder Island inzwischen mehr als sechs Prozent ihres Bruttoinlandprodukts in die Bildung investieren, sind es hierzulande 4,4 Prozent und damit nur ein hinterer Platz unter den wichtigsten Industrieländern. Während die anderen Staaten ihre Bildungsausgaben von 1995 bis 2002 um 21 Prozent für Schulen und um 30 Prozent für Hochschulen steigerten, waren dies in Deutschland nur acht und zehn Prozent. Vor allem für die Grundschulen wird deutlich weniger Geld als in anderen Ländern ausgegeben.

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