Fragwürdiges Rezept

Der lautstarke Protest der Arzneimittel-Produzenten hat sich gelohnt. Die Bundesregierung beschwört zwar das Einsparziel der Gesundheitsreform im Medikamentenbereich, zeigt sich aber fortan geschmeidig bei der künftigen Preisgestaltung patentgeschützter Pillen und Salben.

Wie das zusammen gehen soll, ist aber rätselhaft. Natürlich, die Pharmahersteller haben scheinbar ein gewichtiges Argument. Werden Medikamente billiger, geht das zu Lasten der Forschung. Und am Ende wandern Arbeitsplätze ins Ausland ab. Wahr ist allerdings auch, dass die Pharma-Industrie satte Gewinne einfährt. Sie resultieren nicht zuletzt aus patentgeschützten Produkten, die allein schon wegen dieser Eigenschaft teuer verkauft werden. Bei einem echten therapeutischen Fortschritt macht das auch Sinn. Aber der Patentschutz ist längst nicht immer Ausdruck einer echten Innovation. Dieser Umstand wurde in der Gesundheitsreform aufgegriffen. Nun droht der Vorsatz den Bach herunter zu gehen. Den Schaden hätten die Patienten, die für eine Scheininnovation weiterhin satte Zuzahlungen leisten müssen, obwohl es auch ein billigeres Medikament täte. Und noch etwas müsste der Regierung zu denken geben: Die Belastungen für die Versicherten wurden auch mit dem Hinweis verkauft, dass die die Pharma-Hersteller ebenfalls Opfer bringen müssen. Die soziale Ausgewogenheit gerät also wieder einmal in Schieflage. Freilich dürften die Bürger sehr genau hin schauen, wie weit die Regierung der Pillen-Lobby am Ende entgegen kommt. nachrichten.red@volksfreund.de

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