"Freuen wir uns doch einfach…"

BERLIN. Grenzenlose Begeisterung sieht anders aus: In Berlin hielt sich die Freude der CDU über den gigantischen Erfolg der bayerischen Schwester in Grenzen.

Gewiss "gönnt" man der CSU und ihrem Spitzenmann Edmund Stoiber den Erdrutsch-Sieg, wie CDU-Generalsekretär Laurenz Meyer in merkwürdiger Wortwahl verkündete. Doch weiß man natürlich in der CDU-Führung um die Vorsitzende Angela Merkel, dass die politische Arbeit eher schwieriger wird. Denn der enorm gestärkte Stoiber wird seinen Einfluss nun noch ausbauen wollen. Und womöglich neue Ansprüche stellen, wenn die Frage der nächsten Kanzlerkandidatur erörtert wird. Genau genommen wird diese Frage bereits diskutiert, wie der Wahlabend im Konrad-Adenauer-Haus zeigte. Dort hatte sich kein einziger Unionsmensch blicken lassen, sodass die Journalisten unter sich waren, bis Laurenz Meyer zu seinem Statement erschien. Fast alle Frage der Medienleute drehten sich um die "K-Frage" oder auch die "B-Frage" (Bundespräsidenten-Frage). Meyer wiegelte natürlich ab, nannte die Fragen nach Stoibers möglichen Ambitionen zwar "hochintelligent", doch sei jetzt nicht die Zeit, sich mit dieser Thematik zu beschäftigen. Während Stoiber in München seinen Sieg auskostete, versuchte die CDU-Vorsitzende Merkel in Berliner Fernsehstudios, die neue Lage zu erklären. Auffallend war dabei die relativ knappe Würdigung der Stoiberschen Leistung ("ein furioser Sieg") und die Orientierung auf Bundeskanzler Gerhard Schröder, dem sie in wenigen Minuten gleich dreimal prophezeite, dass es nunmehr "eng" werde für ihn. Auch Merkel wollte von Personalfragen nichts wissen, und sagte mit eher ernstem Gesichtsausdruck nur: "Freuen wir uns doch einfach heute Abend". Kein Grund zur Freude hatten, wieder mal, die Liberalen. Noch vor wenigen Tagen hatte FDP-Chef Guido Westerwelle die Hoffnung auf den Einzug in den bayerischen Landtag geäußert und gesagt, die FDP gehöre "in die erste Liga, auch in Bayern". Statt dessen wieder mal ein überaus mageres Ergebnis, das Westerwelle am Sonntag erst mal sprachlos machte. Generalsekretärin Cornelia Pieper beschränkte sich in trister Stimmung im Thomas-Dehler-Haus, Bayern als "schwieriges Pflaster für die FDP" zu bezeichnen.

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