Früherer Trierer Bischof Marx wird Kardinal

Trier/Rom · Der ehemalige Trierer Bischof Reinhard Marx wird heute von Papst Benedikt XVI. zum Kardinal ernannt. Auch aus Deutschlands ältestem Bistum ist eine Delegation nach Rom gereist.

Preiswert ist eine Kardinalserhebung nicht. Zumindest nicht für jene, die als Mitglied einer offiziellen Pilgergruppe bei den Feierlichkeiten in Rom dabei sein wollen. Das Bayerische Pilgerbüro hat die Reisen zur Kardinalserhebung des Münchner Erzbischofs Reinhard Marx bundesweit organisiert, bot Sonderflüge von Paderborn (hier war Marx Weihbischof), München und Luxemburg an.

Der erlauchte Kreis der Kardinalsfamilie



675 Euro kostete etwa die gestern Abend gestartete fünftägige Pilgerreise ab Luxemburg, Übernachtungen im Doppelzimmer und Halbpension inklusive. Immerhin 25 Gläubige aus dem Bistum Trier haben sich dafür angemeldet, sagte Sprecher Ernst Mettlach unserer Zeitung. Die Gruppe wird prominent betreut - von Domvikar Frank Kleinjohann. Den ernannte Reinhard Marx einst zu seinem Kaplan und Sekretär, einen Job, den Kleinjohann auch unter Bischof Stephan Ackermann noch innehat. Logisch, dass auch der Trierer Marx-Nachfolger bei der Kardinalsernennung seines Förderers (unter Marx wurde Ackermann Weihbischof) dabei ist. Ebenso wie Alt-Weihbischof Alfred Kleinermeilert, Fernsehpfarrer Stephan Wahl (spricht heute Abend nach längerer Auszeit mal wieder das "Wort zum Sonntag", ARD, 22.10 Uhr) und Ex-Bischofskaplan Jörg Schuh. Die weltliche Seite vertritt in Rom der Trierer Oberbürgermeister Klaus Jensen.

Wie der OB oder Bischof Stephan zählen auch Präses Nikolaus Schneider oder die Präsidentin des Zentralrats der Juden, Charlotte Knobloch, zur sogenannten Kardinalsfamilie, einem erlauchten Kreis von 50 Personen, die auf Einladung von Marx bei der Kardinalserhebung dabei sind. Das Privileg der geladenen Gäste: Sie sitzen bei den heute beginnenden Feierlichkeiten ganz in der Nähe des ehemaligen Trierer Bischofs.

In diesen Genuss werden längst nicht alle 1500 Marx-Pilger kommen, die laut Schätzungen des Bayerischen Pilgerbüros zur Ernennung des 57-Jährigen nach Rom gereist sind. Zudem ist Reinhard Marx nicht der einzige, dem der Papst heute morgen im Petersdom das rote Kardinalsbirett (Kopfbedeckung) und die Ernennungsurkunde überreicht. Mit Marx werden 24 neue Purpurträger ernannt, darunter mit dem Augsburger Kirchenhistoriker Walter Brandmüller ein weiterer Deutscher. Das Kardinalskollegium, der wichtigste Beraterkreis des Papstes, wächst damit auf 203 Mitglieder an, so viele wie nie zuvor. Von den Kardinälen sind bei einer Papstwahl allerdings nur die 121 unter 80-Jährigen wahlberechtigt.

Nach der heutigen Kardinalserhebung überreicht Papst Benedikt XVI. den neuen Kardinälen am Sonntag ihre Ringe. Sie symbolisieren die Treue zur Kirche. Im Anschluss an den Gottesdienst im Petersdom haben die Pilgergruppen Gelegenheit, Reinhard Marx und die übrigen Kardinäle zu treffen.

Die Rom-Reisenden aus dem Bistum Trier kommen am Dienstag zurück. Am gleichen Tag wird auch der neu ernannte Kardinal wieder in München erwartet.

Extra

Live-Übertragung:
Das auch in der Region Trier über Kabel oder Satellit zu empfangende Bayerische Fernsehen überträgt heute ab 10.15 Uhr die Feierlichkeiten zur Erhebung der neuen Kardinäle. Am Sonntag ist der BR ab 9.30 Uhr ebenfalls live dabei, wenn die Kardinäle bei einem Festgottesdienst ihre Ringe bekommen. Auch im Internet (domradio.de) ist die Kür der neuen Kardinäle zu sehen.

Extra

Ein Priester will nach oben: Als der gebürtige Westfale Reinhard Marx am Ostermontag 2002 in Deutschlands ältester Diözese Trier eingeführt wurde, war er mit 48 Jahren der jüngste deutsche Bischof. Ab heute ist Marx, inzwischen 57 und Erzbischof von München und Freising, der jüngste Kardinal. Zumindest ein weiterer Sprung auf der Karriereleiter scheint sicher: Wenn der Freiburger Erzbischof Robert Zollitsch spätestens 2014 als Vorsitzender der Deutschen Bischofskonferenz abtritt, ist Marx Favorit für die Nachfolge. (sey)

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