Für die Armen der Welt

Man mag sich auf den ersten Blick verwundert fragen, was die Vergabe des Friedensnobelpreises an einen Banker, der Kleinstkredite an die Armen seines Landes vergibt, mit dem Weltfrieden zu tun hat. Eine ganze Menge, denn einen dauerhaften Frieden auf der Welt wird es nur geben, wenn Armut ausgerottet wird.

Eine Wurzel von Gewalt - auch von Terrorismus - ist die Armut. Denn wer jung und arm, wer ohne Perspektive und Chancen ist, hat nichts mehr zu verlieren und wird zu einer leichten Beute von terroristischen Fanatikern. Mohammed Junus' Grameen-Bank vergibt sogar Kredite an Bettler - und zwar zinslos. Berechnet hingegen werden Zinsen für Darlehen, die Gewinne generieren. Und die Bank ist profitabel - 99 Prozent der Kredite werden zurückgezahlt. Es wäre wünschenswert, wenn sich durch die Vergabe des Nobelpreises an den Banker Junus seine Kollegen, die auch hier zu Lande mitunter einer rigiden Kreditvergabepraxis im Sinne aller Shareholder-Value-Gurus dieser Welt huldigen, wieder in Erinnerung rufen, dass es mit der Hände Arbeit allein nicht getan ist, wenn man sich zu einem besseren Leben verhelfen möchte. Denn erst der Einsatz von Kapital (über Kredite) führt dazu, sich freischwimmen zu können. Der Friedensnobelpreis 2006 ist auch ein Preis für die Armen der Welt. Wer Menschen dazu verhilft, sich aus der Armut zu befreien und ihnen Einkommen ermöglicht, wird sehen, dass ihnen Flügel wachsen. a.jacob@volksfreund.de

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