Gebrochene Gaspedale und kaputte Lenkungen

Berlin · Die Zahl der Rückrufe von mangelhaften Autos steigt. Die Grünen wollen daher die Schlamperei der Autobauer ankreiden und einen Preis dafür vergeben. Die Fahrzeughersteller vernachlässigten die Qualität.

Berlin. Ob Gaspedale, die während der Fahrt brechen, oder Airbags, die sich plötzlich von alleine auslösen - offenbar haben sich die Autobauer in den ersten drei Monaten des Jahres nicht mit Ruhm bekleckert. Nach Angaben des Verkehrsministeriums mussten von Januar bis März schon rund 312 000 Fahrzeuge in Deutschland wegen erheblicher Sicherheitsmängel zurückgerufen werden. Die Grünen wollen deshalb jetzt einen Negativ-Preis für die Schlamperei bei der Fahrzeugherstellung einführen.
Allein VW hat im ersten Quartal 2014 wegen Problemen mit Heckklappen 273 559 Wagen außerplanmäßig in die Werkstatt beordert. Das geht aus einer Antwort des Ministeriums auf eine Anfrage der Grünen hervor, die unserer Zeitung vorliegt. Kia musste 9209 Mal die Notbremse ziehen, da Gurtstraffer fehlerhaft waren; Land Rover 7208 Mal, weil defekte Batterieleitungen Fahrzeugbrände hätten auslösen können. Volvo rief 4360 Autos zurück, aufgrund mangelnder Befestigung des Abgasendrohrs. Wegen Problemen mit dem Zündschloss und den Airbags mussten 2593 Opel schleunigst in die Werkstatt.
Unklar ist, inwieweit die Mängel womöglich auch zu Unfällen geführt haben. Die Grünen sind allerdings besorgt: "Die Autobauer vernachlässigen scheinbar bei immer schnelleren Produktzyklen die Qualität ihrer Fahrzeuge", so ihr Experte Markus Tressel. Die Zahl der Rückrufe sei in den letzten Jahren konstant hoch geblieben. "Jetzt ziehen sie noch einmal an." Das scheint ein Vergleich mit dem Jahr 2013 zu belegen: Sind es jetzt schon über 300 000, waren es im gesamten letzten Jahr laut Ministerium 612 000 Wagen, die kurzfristig repariert werden mussten. Spitzenreiter ist demnach Toyota mit 256 860 Rückrufen gewesen. Der Konzern hatte gleich eine ganze Pannenserie zu vermelden: Ausfall der Lenkung, Mängel bei den Sicherheitsgurten und den Airbags.
Auf Platz zwei rangierte Nissan mit 123 354 Rückrufen, vor allem wegen des Ausfalls der Lenkung, gefolgt von Renault mit 69 872 wegen Ärger mit dem Heckspoiler und der Querlenkung. Erst auf Platz vier findet sich der erste deutsche Hersteller: BMW mit 41 458 Rückrufen. Ursache waren unkontrollierte Airbagauslösungen. Mercedes-Benz mit 13 121 (Airbagprobleme und Kraftstoffaustritt) und VW mit 12 783 (undichte Leitungen) lagen auf der Skala der zehn Fahrzeughersteller mit den meisten Rückrufaktionen ganz hinten.
Die Grünen wollen jetzt den Druck auf die Konzerne erhöhen. Sie schlagen vor, dass die Verbraucherverbände jährlich dem Hersteller mit den meisten Rückrufen ein "Negativ-Preis" verleihen. "Denn wir brauchen dringend eine Trendwende", begründete Tressel.

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