Gebürtiger Holländer kandidiert für den Bundestag

Berlin · Kees de Vries ist der erste gebürtige Holländer, der in Sachsen-Anhalt für den Deutschen Bundestag kandidiert. Zumindest kennt niemand einen anderen. Und seine Chancen, ins Parlament einzuziehen, stehen mehr als gut.

Wenn all die Vorurteile, die der eine über den anderen so pflegt, tatsächlich eine Rolle spielen würden, „wäre ich nicht Direktkandidat“. Ist er aber: de Vries ist der erste gebürtige Holländer, der für den Deutschen Bundestag kandidiert. Zumindest kennt niemand einen anderen. Und seine Chancen, ins Parlament einzuziehen, stehen mehr als gut.

Sachsen-Anhalt, Wahlkreis 72, Bernburg-Bitterfeld-Saalkreis, dort tritt der Vater von sechs Kindern für die CDU an. Mit starker Konkurrenz: Kein Geringerer als SPD-Mann Klaas Hübner, der sich in Berlin einen Namen als Sprecher des konservativen Seeheimer Kreises gemacht hat, ist seiner Kontrahenten. Dazu noch Jan Korte von den Linken, auch kein unbeschriebenes Blatt mehr in der Bundespolitik. Doch de Vries, erst seit vier Jahren Deutscher, ist selbstbewusst: „Die anderen sollen mal zusehen, wie sie mich schlagen.“ Dass er sich durchsetzen kann, hat er bewiesen: Denn zugleich belegt er Listenplatz Drei auf der CDU-Landesliste. Er verdrängte den Bundestagsabgeordneten Bernd Heynemann, früherer Fifa-Schiedsrichter.

„Kess de Vries spricht unsere Sprache“ - damit wirbt er im Internet. „Mein wunderbarer Rudi-Carrell-Dialekt hilft mir, ich bin akzeptiert und angekommen“, sagt der Landwirt. Und er klingt wirklich wie der verstorbene Showmaster, der in Deutschland so beliebt gewesen ist. Zusammen mit seinem Schwager in Deetz/Vorfläming bewirtschaftet de Vries 1300 Hektar Land und besitzt 700 Milchkühe und 600 Jungrinder. Die Sorgen der Milchbauern kennt er in- und auswendig. 1992 kam er nach Sachsen-Anhalt, mit fünf seiner zwölf Geschwister, „weil wir selbstständig Landwirtschaft betreiben wollten. Und die Chance hatten wir in Holland nicht.“ In den neuen Bundesländern wurden damals solche Macher gebraucht. Seit dem „verdiene ich hier mein Einkommen, zahle meine Steuern, und meine sechs Kinder leben hier“.

Kommunalpolitisch und ehrenamtlich überaus aktiv, stellte er sich dann irgendwann die Frage: „Warum soll ich nicht Deutscher werden?“. Am 7. Juni 2005 war es soweit, da gab er seinen holländischen Pass ab und bekam dafür den der Bundesrepublik. Ohne wäre eine Kandidatur für den Bundestag auch nicht möglich gewesen. Einen Einbürgerungstest musste der Landwirt übrigens nicht absolvieren, den gab es damals noch nicht. „Ich habe ihn schon spaßeshalber gemacht, ich hätte es geschafft“, ist sich de Vries sicher.

Landwirtschaft und Familienpolitik, „da würde ich in Berlin liebend gern auch ein bisschen mitmischen“. Nach dem 27. September ist das jedenfalls durchaus wahrscheinlich.

Website von Kees de Vries

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