Gefährliche Bakterien

Wie gefährlich ist der neue Erreger, der zu schweren Darmerkrankungen führt? Seit Langem beobachten die Mediziner die Ausbreitung des aggressiven Keims. In einigen Ländern gab es bereits Tote. Besonders gefährdet sind Patienten, die Antibiotika nehmen müssen.

Trier. Es war wohl nur eine Frage der Zeit, bis die gefährliche Variante des an sich harmlosen Darmkeims mit dem Namen Clostridium difficile auch in Deutschland nachgewiesen wird. Warum der aggressive Erreger ausgerechnet in der Region Trier erstmals aufgetreten ist, dafür hat der Chef des Trierer Gesundheitsamtes, Harald Michels, auch keine Erklärung. Seit einigen Jahren beobachten Mediziner, wie sich der neue Stamm des Keims ausbreitet, von den USA über Großbritannien, Belgien und Frankreich. Daher hat das für die Gesundheitsvorsorge in Deutschland zuständige Robert-Koch-Institut bereits im Mai die Hygiene-Maßnahmen für Patienten mit Durchfällen, die durch den gefährlichen Erreger ausgelöst wurden, verschärft. In den USA und Kanada starben allein 2004 nach einem Bericht in der "Ärztezeitung" mehrere Hundert Menschen an der Infektion mit der neuen Variante des Keims. In Großbritannien soll es 25 Tote und in den Niederlanden zwei Tote durch den gefährlichen Verlauf einer Clostridium-Infektion gegeben haben. Auslöser in allen Fällen: Antibiotika. Die hatten die Betroffenen bekommen, um eine Infektion zu bekämpfen. Doch das Medikament, das vor allem in Krankenhäusern häufig verabreicht wird, zerstört die natürliche Darmflora. Dadurch kann sich der Keim, den viele Menschen unbemerkt in sich haben und der für Gesunde auch ungefährlich ist, im Körper ausbreiten. Das kann zu Darmverschluss oder zur Zerstörung der Darmwand führen. Daher mehren sich in medizinischen Fachzeitschriften bereits die Stimmen, die zu einer zurückhaltenderen Verordnung von Antibiotika raten. Vermehrt tritt der Erreger vor allem in Kliniken und Altenheimen auf. Patienten können sich durch direkten Kontakt mit anderen oder auf der Toilette anstecken. Symptome einer gefährlichen Infektion sind wässriger Durchfall, krampfartige Bauchschmerzen und Fieber. Ärzte künftig in Straßenkleidung?

Wenn diese Symptome ein paar Tage nach einer Antibiotika-Behandlung auftreten, sollte man zum Arzt gehen, rät der Gesundheitsamtschef. Clostridium difficile zählt zu den sogenannten Krankenhauskeimen, die sich trotz Hygiene-Vorsorge ausbreiten. Experten sprechen von einem zunehmenden Problem bei der Versorgung von Schwerkranken und alten Patienten. Um diese und ähnliche Erreger einzudämmen, wird mittlerweile sogar überlegt, die Arztkittel aus Krankenhäusern zu verbannen. Weil viele Ärzte offenbar die weiße Tracht selten wechseln, sammeln sich darauf Erreger. In Großbritannien sollen die Klinikärzte daher künftig nur noch in Straßenkleidung behandeln dürfen.

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