Gefährliche Entwicklung

Die Versicherten fühlen sich zu Recht belogen. Die Beiträge sollten sinken. Das Gegenteil ist der Fall. Noch nie mussten gesetzlich Versicherte so viel bezahlen wie derzeit. Schuld daran ist die Gesundheitsreform.

Kein Wunder also, wenn kaum ein Bürger glaubt, dass die gestern endgültig auf die Schiene gebrachte Reform tatsächlich Besserungen bringt. Es wird für die Patienten teurer: Die Beiträge werden weiter steigen, die Eigenbeteiligung der Versicherten wird zunehmen. Anders ist das Gesundheitssystem nicht mehr zu finanzieren. Und das nur, weil die mutlosen Reformer einen längst überfälligen Systemwechsel hin zu einer breiteren Einnahmebasis - etwa über Steuern - einem faulen, nicht tragfähigen Kompromiss, der einzig und allein die Ausgaben reduzieren soll, vorgezogen haben. Kein Wunder also, dass die Kassen derzeit mit harten Bandagen um jedes Mitglied und zusätzliche Einnahmen kämpfen. Sie positionieren sich für den härter werdenden Wettbewerb. Allerdings haben die Kassen nichts zu verschenken, die neuen Tarife sind knallhart kalkuliert und dienen nur dazu, die Mitglieder zu halten und möglichst noch neue zu bekommen. Doch das funktioniert nur über Geld. Die höheren Beiträge führen dazu, dass die Versicherten verstärkt darauf achten werden, welche Kasse günstiger ist - die Geiz-ist-geil-Mentalität macht sich im Gesundheitswesen breit: wenig zahlen, aber dafür das volle Programm. Eine gefährliche Entwicklung. Die ohnehin immer dünnere Finanzdecke könnte dadurch endgültig reißen. b.wientjes@volksfreund.de

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