Gegenwind

In Deutschland sind fossile Rohstoffe knapp. Doch was die Gewinnung alternativer Energiequellen angeht, haben die deutschen Tüftler und Ingenieure weltweit ein guten Ruf. Ob bei Wind- oder Wasserkraft, bei Solarenergie oder Biomasse - die in Deutschland entwickelten Techniken setzen rund um den Globus Maßstäbe. In Sachen Windenergie haben die Deutschen seit vielen Jahren die Nase vorn. 13 800 Windenergieanlagen mit einer Gesamtleistung von 12 000 Megawatt liefern hierzulande Strom. In der EU sind - inklusive Deutschland - gerade mal 17 300 Anlagen installiert. Doch beim Windkraftweltmeister gab es Anfang 2003 erstmals seit 15 Jahren einen Rückgang bei den Neuanlagen. Und auch insgesamt ist der Anteil der alternativen Energien an der Stromerzeugung verhältnismäßig bescheiden. Rund drei Prozent steuern Windkraftanlagen bei, etwas mehr die Wasserkraft, und die Sonnenenergie dümpelt bei weit unter einem Prozent. Nur mit alternativer Energiegewinnung gingen in Deutschland die Lichter aus. Der Industriestandort Deutschland ist nämlich nicht nur arm an fossilen Brennstoffen, auch was Sonne und Wind angeht, sind unsere Breitengrade nicht im Übermaß gesegnet. Doch deutsche Solartechnik im sonnigen Afrika und deutsche Windanlagen im luftigen Spanien das macht Sinn. Schon in den nächsten Jahren wollen deutsche Tochterfirmen auf der Iberischen Halbinsel einen wahren Windkraft-Boom entfachen. Zuwachsraten wie in der Vergangenheit wird es in Deutschland allenfalls dann geben, wenn die technischen Möglichkeiten ertragreiche Off-Shore-Anlagen im Meer erlauben. Für Standorte auf dem Land wird indes die Luft dünner. Damit es den Windbetreibern nicht ergeht wie vielen Neuen-Markt-Unternehmen, müssen sie besonders sorgfältig kalkulieren. Nur als Nischen- und Exportprodukt hat die Windenergie in Deutschland Zukunft. h.waschbuesch@volksfreund.de

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