Geheimmission Libyen

Französische Soldaten und Geheimdienstagenten sind Presseberichten zufolge in Libyen verdeckt gegen die Terrormiliz Islamischer Staat im Einsatz. Die Dschihadisten nutzen das Chaos in dem nordafrikanischen Land für ihre Zwecke.

"Wir sind im Krieg gegen den Terrorismus", verkündete der französische Präsident François Hollande nach den Anschlägen des 13. November. Geheimer Schauplatz dieser Auseinandersetzung mit dem Islamischen Staat (IS), der die Attentate in Paris verübte, ist seit einigen Wochen auch Libyen. Presseberichten zufolge machen Spezialkräfte der französischen Armee und des Auslandsgeheimdienstes in dem nordafrikanischen Land verdeckt Jagd auf IS-Kämpfer. "Es ist logisch, Vorauseinheiten vor Ort zu haben, um das Gelände zu kennen und die verschiedenen Akteure, damit wir wissen, wer mit uns verbündet ist und wer nicht", zitierte "Le Figaro" aus dem Umfeld von Verteidigungsminister Jean-Yves Le Drian. Zwei libysche Quellen bestätigten der Zeitung, dass französische Soldaten auf einem Stützpunkt in der Nähe der Hafenstadt Bengasi präsent sind.

Die Spezialeinheiten sollen mit Briten und der US-Armee zusammenarbeiten, die bereits mehrfach IS-Stellungen in Libyen aus der Luft angriff. So hätten französische Geheimdienstinformationen im November den tödlichen Angriff auf den Anführer des IS in Libyen, Abu Nabil, ermöglicht, berichtete die Zeitung "Le Monde". US-Präsident Barack Obama hatte bereits im Januar gefordert, den IS auch in Libyen stärker zu bekämpfen, das nach dem Sturz von Machthaber Muammar al-Gaddafi 2011 im Chaos versank.

In dem Bürgerkriegsland sollen mindestens 3000 IS-Kämpfer leben, darunter eine Handvoll Franzosen. Die Dschihadisten sind in dem ölreichen Mittelmeerstaat, der zur Durchgangsstation für Flüchtlinge Richtung Europa geworden ist, eine besondere Gefahr. Die Hafenstadt Syrte, wo die IS-Kämpfer ihre Hochburg haben, ist nur 600 Kilometer von Italien weg. "Erstmals verfügt der IS über eine Küste", warnte der französische Marine-Stab. "Wir bereiten uns auf harte Szenarios auf See vor".

Noch immer keine Einheitsregierung

Im Gegensatz zu seinem Vorgänger Nicolas Sarkozy setzt Hollande darauf, in Libyen verdeckt vorzugehen. Unter Sarkozys Präsidentschaft hatte Frankreich 2011 als Speerspitze einer internationalen Koalition Libyen angegriffen, um Gaddafi zu vertreiben, zu dem Sarkozy lange enge Beziehungen unterhalten hatte. Der monatelange Einsatz trug zum Sturz des Revolutionsführers bei. Sarkozy und der britische Premier David Cameron ließen sich dafür im September 2011 in der Hauptstadt Tripolis feiern - einen Monat, bevor Gaddafi bei seiner Festnahme getötet wurde.

Heute ist Libyen zerrissen: zwei Regierungen sowie mehrere Milizen bekämpfen sich gegenseitig. Die Bildung einer Einheitsregierung wurde zwar im Dezember auf dem Papier vereinbart, aber bisher nicht vom Parlament verabschiedet. Die französische Militärpräsenz solle sich nicht gegen diese politischen Bemühungen richten, heißt es aus dem Verteidigungsministerium. "Sie unterstützt dieses Ziel."

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