Gen-Produkte sickern in die Umwelt

Dass gentechnisch veränderte Pflanzen sich nicht auf die dafür ausgewiesenen Flächen begrenzen lassen und dass auch strikte Abstandsregelungen am Ende wenig nutzen, ist die große Sorge der konventionell oder ökologisch produzierenden Bauern. Nach den neuesten Zahlen der Bundesregierung ist diese Sorge nicht unbegründet.

Berlin. Allein bis Mitte dieses Jahres sind bei zwölf von 367 untersuchten Saatgutproben von Mais geringe Menge gentechnisch veränderter Organismen festgestellt worden. Das entspricht einem Anteil von 3,3 Prozent aller Proben. In den Vorjahren lag er nur bei rund einem Prozent. Besonders beunruhigend ist die Feststellung der Regierung: "Über die Ursprünge der Verunreinigungen liegen keine belastbaren Informationen vor."

Die Zahlen entstammen einer Antwort des Ernährungsministeriums von Ilse Aigner (CSU) auf eine kleine Anfrage der Grünen und liegen unserer Zeitung vor. Das beanstandete Saatgut mit genveränderten Bestandteilen wurde nicht nur aus dem Ausland importiert, vor allem aus den USA, Kanada und Chile, sondern auch von deutschen Herstellern angeboten. Die Grünen-Agrarexpertin Ulrike Höfken sagte auf Anfrage, das Fehlen von konkreten Schutzbestimmungen für die Maschinenreinigung, die Lagerung und den Transport sei die Hauptursache der Gen-Verunreinigungen. Hier liege ein "fatales Versäumnis der Bundesregierung" vor.

Laut Landwirtschaftsministerium wurden die beanstandeten Keime meist vor der Aussaat vom Markt genommen. "Dies gelingt jedoch nicht immer", heißt es einschränkend in der Antwort. 2007 und 2008 sei verunreinigtes Saatgut auf einer Fläche von insgesamt 1700 Hektar ausgebracht worden, neben Mais auch Raps. Die Felder seien umgepflügt worden. Für 2009 lägen noch keine Zahlen vor.

In Rheinland-Pfalz gibt es einen heftigen Streit um den Umgang mit diesen Saaten. Höfken hat Strafanzeige gegen die dortige Landes-Umweltministerin Margit Conrad (SPD) erstattet, weil diese das Aufwachsen der Saaten für die Biogasgewinnung toleriere. Das sei "illegal und unverantwortlich" sagte Höfken.

Weniger umfangreich als beim Saatgut sind die Verunreinigungen mit nicht zugelassenen Gen-Bestandteilen bei Lebensmitteln. Hier wurden im vorigen Jahr nach Regierungsangaben insgesamt 26 Fälle festgestellt, in diesem Jahr bisher 14 Fälle. In dieser Größenordnung bewegte sich die Zahl der festgestellten Verstöße in allen Jahren mit Ausnahme des Jahres 2006, wo sie auf das Vierfache hochschnellten. Ein Drittel der "Schnellwarnungen" wurde bei Grenzkontrollen ausgelöst, so dass die beanstandeten Sendungen gar nicht erst auf den europäischen Markt gelangten. Betroffen waren vor allen Dingen Reisimporte und Papayas aus den USA sowie Reisnudeln aus China. Bei Futtermitteln betraf ein Drittel der seit 2004 festgestellten 42 Fälle Heimtiernahrung.

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