Gendarmen auf "Verbrecherjagd": Sonntagsausflüge ins Ländchen

Mama, krieg' ich Geld für Bonbons an der Tanke?" Diese Frage hör' ich mindestens einmal pro Woche von Maxime. Dann geb' ich ihm zwei Euro, und er schwingt sich auf seinen Scooter (französisch für Mofa) und zieht los.

Nur fünf Minuten später ist er wieder zurück aus Luxemburg.

Wir wohnen nämlich seit 13 Jahren in Frankreich, genau 228 Schritte von der luxemburgischen Grenze entfernt.

Vor 1985 hätte ich bei der gleichen Frage 80 Luxemburger Franken und den Pass hingelegt. Undenkbar für Maxime, der zehn Jahre später geboren wurde! Ich erinnere mich noch gut und gerne an die vielen sonntäglichen Ausflüge ins "Ländchen" mit meinen Geschwistern in unserer Kindheit. Onkel Klaus holte uns in unserer Heimat Binsfeld ab, und immer hatten wir eine kleine Tasche mit unseren Pässen dabei, damit wir nicht an der Grenze ausgesetzt werden mussten. Oft kicherten wir über sichtlich verärgerte Leute, die in Wasserbillig auf der Brücke warteten, bis ihr Chauffeur sie mit vollem Tank, Zigaretten und Butter wieder auflas.

Ab und an wird man an "unserer" französisch-luxemburgischen Grenze noch von Gendarmen überrascht, etwa wenn diese auf Verbrecherjagd sind. Witzig ist es schon, wenn mich auf dem Weg zum luxemburgischen Zeitungsfritzen ein Zollbeamter anhält und fragt: "Avez vous quelque chose à déclarer?" ("Haben Sie etwas zu verzollen?") Sämtlichen Freunden und Bekannten, die zum 1. Mal in unsere Region kommen, führen wir den Drei-Länder-Marathon vor: Von uns aus in nullkommanix nach Luxemburg und nach knapp neun Minuten Ankunft im saarländischen Perl. Dort wohnten wir in den 90ern, und Maxime wurde damals schon im Kinderwagen im Drei-Minuten-Takt durch's Dreiländereck geschoben. Ach ja, ich fahre gerne über die malerische Landstraße via Schengen; von Woche zu Woche kann man nun die Vorbereitungen zum 25-jährigen Bestehen des Schengener Abkommens mitverfolgen: In diesen Tagen wird an der Brücke gewerkelt; der Platz rund um das Monument wurde mit ein paar architektonischen Highlights versehen - kurzum: Das wird ein tolles Fest! Und ich bin froh, wenn ich die Pässe fast nur noch für den Familienurlaub rauskramen muss!

Sonja Morel, Mondorff, Frankreich

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