Generation "50 plus" gibt Gas

TRIER. (wie) Turnschuhe statt Stützstrümpfe, Müsli-Riegel statt Haftcreme: Den meisten Senioren in Deutschland geht es so gut wie nie. Und das nicht nur gesundheitlich: Über 80 Prozent der Menschen zwischen 55 und 80 Jahren lebt laut einer Studie in guten bis sehr guten finanziellen Verhältnissen.

Das Häuschen ist abbezahlt, die Kinder sind aus dem Haus, die Lebensversicherung ist zuteilungsreif: "Der Großteil der Rentner und Pensionäre lebt heute so gut versorgt wie noch nie", heißt es in einer Studie des Deutschen Instituts für Altersvorsorge. Die über 60-Jährigen - und das waren im Jahr 2000 knapp 19 Millionen in Deutschland - verfügen zusammen über ein Nettoeinkommen von zwei Billionen Euro. Ihre Kaufkraft ist damit drei Mal so hoch wie die von der Wirtschaft heftig umworbenen Gruppe der 19- bis 40-Jährigen. 2040 werden rund 25 Millionen Menschen in Deutschland älter als 60 Jahre sein. Das Klischee des tattrigen, senilen Alten ist also längst überholt.

Trotz des Wohlstands gibt es auch Altersarmut. Vor allem bei allein stehenden Frauen. Aber: "Das Verarmungsrisiko bei älteren Menschen hat sich gegenüber den 60er- und 70er-Jahren stark verringert", fand das Essener Institut für Arbeit und Technik heraus. "Reichtum im Alter kommt mittlerweile vermutlich häufiger vor als Armut." Ein Blick in die Statistik bestätigt das: In Rheinland-Pfalz verfügt knapp ein Viertel der Senioren über 65 Jahren über ein monatliches Nettoeinkommen zwischen 1500 und 2600 Euro. Knapp 34 Prozent leben von 900 bis 1500 Euro. Über Zweidrittel der Älteren hat ein eigenes Häuschen oder eine Eigentumswohnung. Trotzdem zählen die Senioren nicht zu den umworbenen Kunden. Vor allem im Fernsehen tauchen trotz der Marktmacht der Alten Senioren nur als Randfiguren auf. Unverdrossen werden die 19- bis 49-Jährigen umworben. Viele Werber sehen die Senioren offenbar noch immer als finanzschwach, blind und taub für ihre Botschaften an. Allenfalls Faltencrems, Gebissreiniger oder Treppenlifter werden ihnen angeboten. Doch die Senioren wollen, so die Erkenntnis des Zentralverbands der Deutschen Werbewirtschaft, keine Ghetto-Waren und keine Ghetto-Werbung. Sie wollen wie alle anderen Kunden angesprochen werden. "Wir müssen mit unserer Werbung eine breitere Masse ansprechen, nicht nur die Jungen, sondern auch die Alten", bestätigt auch Bernd Neisen von der Trierer Werbeagentur Dietz und Partner. Erst langsam wächst die Erkenntnis, dass die jungen Alten vermögend und erlebnisorientiert sind und nicht auf ihrem Geld sitzen.

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