Generationenkonflikt

Die SPD tut sich schwer bei der Zukunft der Wehrpflicht. Auf dem Parteikongress am Wochenende im Berliner Willy-Brandt-Haus wurden mindestens genau so viele Argumente für die Abschaffung gefunden wie für ihre Beibehaltung.

Manche davon sind allerdings recht fadenscheinig. Wenn Peter Struck so tut, als sei bei der Wehrgerechtigkeit alles in Butter, dann biegt er sich die Zahlen willkürlich zurecht. Und wenn Gesinnungsgenossen des Ministers den Wegfall des Zivildienstes beklagen, der mit einer Streichung der Wehrpflicht unvermeidlich wäre, dann gilt es daran zu erinnern, dass "Zivis” in früheren Zeiten von der Politik gern als Weicheier und Drückeberger vor dem Dienst am Vaterland verunglimpft wurden. Durchaus Ernst zu nehmen ist dagegen der Einwand in Sachen Nachwuchsgewinnung. Schließlich werden viele Berufssoldaten aus den Reihen der Wehrpflichtigen gewonnen. Auch käme eine Berufsarmee den Bundesetat garantiert nicht billiger. Entscheidend muss jedoch die schlichte Frage sein, ob der Zwangsdienst nach dem Ende des kalten Krieges tatsächlich noch sicherheitspolitisch gerechtfertigt ist. Trotz neuer Formen der Bedrohung sind hier erhebliche Zweifel angebracht. Auch der Verteidigungsminister bleibt an dieser Stelle eine einleuchtende Erklärung schuldig. So ist es kein Wunder, dass vor allem junge Mitglieder der SPD gegen die Wehrpflicht mobil machen. Ihnen ist nicht mehr glaubwürdig zu vermitteln, warum sie einen so tiefen Einschnitt in ihre individuelle Freiheit hinnehmen sollen. Die innerparteiliche Auseinandersetzung wird damit zum Generationenkonflikt. nachrichten.red@volksfreund.de

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort