Genial daneben

Dass sich einer sprachlich aufbläht, um hinterher nur heiße Luft abzulassen, ist ein (nicht nur unter Politikern) weit verbreitetes Phänomen. Selbst, dass einer hanebüchenen Unsinn verzapft und ihn als der Weisheit letzten Schluss verkauft, kennt man.

Eine Sonderstellung unter den retardierten Rhetorikern freilich nimmt der amerikanische Präsident ein, dessen zu Ende gehende Amtszeit sich vor allem dadurch auszeichnet, dass er es weder mit der Wahrheit noch mit der Sprache besonders genau nimmt. Seine linguistischen Entäußerungen sind daher auch unter dem Begriff "Bushisms" gebündelt und verbreitet worden - auf Papier, im Internet. Unsere einstige Polit-Ulknudel Heinrich Lübke ("Dann kamen wir nach Teheran ... und da habe ich gleich gesehen, die Leute waren alle sauber gewaschen") war ein verbales Waisenkind gegen den texanischen Brachial-Linguisten. Satiriker müssten blass werden vor Neid. Diesem Mann fallen, ohne dass er nachdenken müsste (vorausgesetzt er weiß, was das bedeutet), Wortspielereien ein, für die beispielsweise Anke Engelke ihren Pointenschmieden allnächtlich die Füße küssen müsste. Selbst der begnadete Heinz Erhardt wäre bei Aussagen wie "Das ist ganz klar ein Budget. Es enthält viele Zahlen" oder "Ich verstehe etwas vom Wachstum kleiner Unternehmen. Ich war eins" in transatlantische Verzückung geraten.Aber Moment mal - was, wenn uns der mächtigste Mann der Welt auch diesmal nur über seine wahren Absichten getäuscht hätte? Vielleicht ist die Präsidentschaft für ihn lediglich die vierjährige Generalprobe für seine längst geplante Karriere als "Stand up"-Comedian in New Yorker Nachtclubs. Die würden den Humoristen gewiss mit Kusshand engagieren. Dann hätten wir wirklich getan, was er seinen Gegnern einmal vorgeworfen hat: "Sie haben mich missunterschätzt." Sorry, Mr. President! jks/j.e.

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