"…gerade in schlechten Zeiten"

BITBURG/WITTLICH/TRIER. (woc) Karneval lässt die Kassen klingen - das gilt auch in der Region Trier. Besonders bei einigen auf Karneval spezialisierten Herstellern.Das "Karnevalscenter" in Wittlich ist beinahe ausschließlich auf die närrische Zeit ausgerichtet. Zwar werden das ganze Jahr über Kostüme und Kostüm-Zubehör verkauft - zum Beispiel für Betriebsfeste oder Marketingaktionen - aber ab Januar beginnt die "Hoch-Session": "Von der vielzitierten Kaufzurückhaltung spüren wir nichts", sagt Inhaber Stefan Mertes. Ladenbetrieb, Internethandel und Bestellservice erledigt das Ehepaar Mertes über das Jahr hinweg zusammen mit einer Festangestellten. Über die eigentlichen Karnevalstage werden fünf Teilzeitkräfte zusätzlich beschäftigt. Das Karnevalscenter stattet Garden und andere Gruppen in der gesamten Region mit Kostümen von der Stange aus. "Rock und Oberteil für ein Mariechenkostüm kosten 40 Euro, ein Hut dazu zwischen 15 und 20 Euro. Mit Petticoat, Perücke und Spitzenhöschen kommt man auf rund 130 Euro", sagt Mertes. Gut zu Buche schlagen auch Komitee-Mützen: "900 Euro kostete die teuerste, die wir für einen Kunden angefertigt haben", erzählt der Geschäftsführer. 5000 Euro hat ein Satz Mützen gekostet, den ein Komitee aus Österreich bestellt hat. Der Werbeträger-Hersteller "Stucko" in Speicher setzt jährlich eine halbe Million Euro mit Karnevalsorden um. "Wir produzieren zwischen 80 000 und 100 000 Orden pro Session", sagt Vertriebsleiter Günter Weber. Die Auszeichnungen kosten je bis zu 20 Euro. Vereine aus ganz Deutschland bestellen ihre Auszeichnungen in der Eifel, auch der Orden des Münsterer Prinzenpaars kommt aus Speicher. Kleine Vereine aus Dörfern bestellen zwischen 50 und 70 Orden und legen dafür bis 1000 Euro an. Zusätzliche Beschäftigte stellt die Firma derzeit nicht ein. Die Arbeit wird auf die 110 Mitarbeiter und 100 Heimarbeiter verteilt. In der Karnevals-Abteilung der "Bastelstube" in Trier wird hauptsächlich Zubehör wie Plüsch-Hüte, Federboas und Masken nachgefragt. "Der Fastnachts-Umsatz ist in diesem Jahr besser als im letzten," sagt Geschäftsführer Norbert Schaben. Gut 2,5 Prozent vom Jahresumsatz im Karnevalsgeschäft - zu dem auch Bastelsachen wie Kreppbänder, Farben und Drahtwaren gehören - erreicht. Auch für die Trierer Sektkellerei "Wachenheim" ist Karneval ein wichtiger Wirtschaftsfaktor: "In den Hochburgen ist der Sektabsatz in den vier Wochen um Karneval 30 Prozent höher", sagt Uwe Moll vom Vorstand der Wachenheim AG. "Damit ist die Karnevalszeit dort der zweite Verkaufshöhepunkt nach dem Jahreswechsel." Auch den Trierer Kaufhäusern "Galeria Kaufhof" und "Karstadt" beschert die närrische Zeit ein dickes Umsatzplus: "Die Ware fließt sehr, sehr gut ab. Wir haben unsere Stammbesetzung in den entsprechenden Abteilungen an den umsatzstarken Tagen vor dem Straßenkarneval mit Aushilfen aufgestockt", sagt Michael Trittermann, Geschäftsführer bei Kaufhof. Thomas du Buy, Geschäftsführer bei Karstadt: "Der Karnevalsmarkt ist von den negativen Entwicklungen wie Kaufzurückhaltung und Niedrig-Preisorientierung nicht betroffen. Die Leute wollen wohl in wirtschaftlich schwachen Zeiten gerade auf das direkt erlebbare Vergnügen nicht verzichten." Auch das Bekleidungsgeschäft "Die Ecke" in Bitburg hat eine große Auswahl an Karnevalskostümen. "Das Karnevalsgeschäft ist für uns sehr wichtig in der schwachen Zeit nach Weihnachten", sagt Verkäuferin Waltraud Bärwald. "Der Handel lebt davon, dass man aus saisonalen Ereignissen wie Halloween, Valentinstag, Muttertag und besonders auch Karneval etwas herausholt", sagt auch Marktleiter Michael Hübner vom Wittlicher Kaufhaus Bungert. Auch er ist sehr zufrieden mit dem Umsatz 2004.

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